Dominik Wlazny alias Marco Pogo versucht im Web als ernstzunehmender Politiker wahrgenommen zu werden.

Foto: IMAGO/Martin Juen

Bis vor ein paar Monaten kannten nur Polit-Feinspitze seinen echten Namen. "Dr. Dominik Wlazny" stand bereits auf dem Stimmzettel bei der Wiener Gemeinderatswahl 2020, bekannt war der Spitzenkandidat der Bierpartei aber unter seinem Künstlernamen Marco Pogo, als Musiker und Frontmann der Punkband Turbobier. Damals trat Pogo mit dem Wahlkampfsong "Schiach an einebrenna" an, und in der Rolle des Rockstars singt Pogo mit "I hoss olle Leit" oder "Arbeitslos, fäu und dicht" wenig Präsidiales.

Die Rolle als Punkmusiker ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits brachte sie Wlazny lange vor seiner Kandidatur für das Präsidentenamt auch in den sozialen Medien einen Promi-Status – so darf sich die Bierpartei auf Instagram mit knapp 56.000 Fans über mehr Follower als ÖVP und SPÖ zusammen freuen, während Marco Pogos persönlicher Account noch einmal 69.000 Userinnen und User drauflegt. Wlazny ist auch der einzige Kandidat, der über eine nennenswerte Followerschaft auf Twitter verfügt.

Hier zeigt sich aber auch der Fluch des Rockstar-Images: Lange Zeit wurde der studierte Mediziner Wlazny als "Spaßkandidat" tituliert, was ihn in TV-Interviews zuletzt sichtbar ärgerte. Denn der 35-Jährige will ernst genommen werden, wohl auch deshalb hat er jüngst einen Twitter-Account mit seinem Geburtsnamen erstellt – dort tauscht er Lederjacke gegen Hemd und Sakko, hat aber bis auf einen Willkommens-Tweet und eine Einladung zu einer Rede nichts gepostet.

Ein Bemühen um Ernsthaftigkeit kann man Wlazny nicht absprechen: Er versucht Themen zu setzen, trifft sich mit Ex-Kanzler Christian Kern und verteilt statt Bierdosen lieber Wasserflaschen als kleine Geschenke im Wahlkampf. Sogar bei der Frage einer Passantin, ob er bereit wäre, für das Wohl von Eichkätzchen langsamer zu fahren, hält Wlaznys Pokerface.

Auf Tiktok ist Wlazny wenig überraschend der reichweitenstärkste Kandidat mit über 52.000 Followern und einer Million Likes für seine Videos. Dort ist es auch, wo der Wiener Lokalpolitiker im Gegensatz zu Facebook und Instagram den meisten Content liefert, als klares Signal an die eher jugendliche Wählerschaft.

Kritik kommt vor allem wegen des verpatzten Interviews in der "ZiB 2", als Armin Wolf den Griller anwarf und Wlazny sichtlich aus dem Konzept brachte. Die Herausgeberin von "Woman" und Ehefrau Wolfs, Euke Frank, fasste es so zusammen: "Einfach geiles Interview. Völlig ungeeignet für das Amt, aber erfrischend!" (red, 7.10.2022)