Im Kampf gegen die Energiekrise wälzt die EU derart viele Ideen, dass man beinahe den Überblick verliert. Manche sind komplex und brauchen womöglich noch Jahre, bis sie realisierbar sind, zum Beispiel die Reform der berühmt-berüchtigten Merit-Order. Bei anderen jedoch fragt man sich, warum sie nicht längst in Kraft sind – wo doch der Ukraine-Krieg bereits seit Ende Februar die Energiemärkte vor kaum je dagewesene Herausforderungen stellt.

Eine Deckelung der Preise russischen Gases lässt sich nicht durchsetzen, weil Staaten wie Österreich fürchten, die russische Führung könnte das Gas vollends abdrehen.
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Da wären vor allem der gemeinschaftliche Einkauf von Gas und die ebenso organisierte Speicherung desselben innerhalb der EU. Dass hier immer noch jedes Ländchen von einigen Millionen Einwohnern eigenmächtig fuhrwerkt, ist nicht einzusehen und bringt massive Nachteile: Würde die EU als einer der mächtigsten Wirtschaftsräume der Welt gemeinsam Gas einkaufen, wären die Bedingungen wie auch der Preis ungleich besser als bei nationalstaatlichen Alleingängen.

Zugleich ist die gemeinschaftliche Vorgehensweise eine Grundvoraussetzung für eine andere Idee, die die EU gerade wälzt: Eine Deckelung der Preise russischen Gases lässt sich nicht durchsetzen, weil Staaten wie Österreich zu große Angst davor haben, die russische Führung könnte infolgedessen das Gas vollends abdrehen. Daher will die EU nun zumindest bei verbündeten Nationen wie Norwegen und den USA bessere Preise erzielen. Damit dieses Ziel erreicht wird, ist jedoch eine gemeinsame Vorgehensweise unabdingbar. (Joseph Gepp, 9.10.2022)