Von Anfang an war der russische Krieg gegen die Ukraine auch ein Informationskrieg. Gekämpft wird auch mit Warnungen vor dem, was da kommen mag. Oft sind diese Warnungen kaum verhohlene Drohgebärden, die durch die Verbreitung von Angst – etwa vor dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen – den Gegner einschüchtern sollen.

Warnungen können aber auch unter falscher Flagge geplante Angriffe demaskieren, bevor diese in die Tat umgesetzt werden. Und sie können umgekehrt eigene Pläne zu vermeintlichen Plänen der Gegner umdeuten, um die Schuld an weiteren Toten, an weiterem Leid, an weiterer Zerstörung später leichter auf den Feind abwälzen zu können.

Droht jetzt eine weitere Eskalation des Krieges?
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Als Russland der Ukraine nun vorwarf, den Einsatz sogenannter schmutziger Bomben zu planen, um ihn dann Moskau in die Schuhe zu schieben, da wurde das im Westen sofort als Falschinformation gewertet. Für den Kreml dürfte das nicht weiter verwunderlich sein: Schmutzige Bomben lösen zwar keine nukleare Kettenreaktion aus, können aber die Umgebung kontaminieren. Russland beschuldigt also die Ukraine, ihr eigenes Territorium verstrahlen zu wollen.

Kiew wiederum sieht die russischen Behauptungen als Signal dafür, dass Moskau selbst einen solchen Einsatz plant. Bleibt nur zu hoffen, dass auch das nicht stimmt. Denn politische Kettenreaktionen – sprich eine weitere Eskalation der Kämpfe – wären andernfalls die wahrscheinliche Folge. (Gerald Schubert, 24.10.2022)