Pamela Rendi-Wagner hat sich am Nationalfeiertag staatstragend präsentiert: "Ein Land, eine gemeinsame Zukunft", sagte sie, sanft lächelnd, in einem Youtube-Video. Parallel dazu lief die Herbstkampagne der SPÖ an: "Ohne Rot wäre es nicht Österreich." Man möchte ergänzen: Ohne Hoppalas wäre es nicht die SPÖ. Da ist die Sache mit dem Schnitzel, das auf einem Brett mit Ketchup serviert wird – ein Fressen für Twitter-Häme. Da ist die rote Studierendenorganisation VSStÖ: Die findet derzeit wenig Grund, stolz aufs Land zu sein – im Gegensatz zum Video der Parteivorsitzenden.

Die SPÖ-Zentrale in Wien.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Abgesehen davon: warum sich nicht staatstragend geben? Aus Sicht der SPÖ ist das, bei all den ÖVP-Turbulenzen, nur schlüssig. Nicht ohne Grund hat man die deutsche Agentur engagiert, die Olaf Scholz ins Kanzleramt geschmeichelt hat.

Allerdings sind die Zeiten andere. Jetzt geht es nicht darum zu beruhigen, dass sich im Grunde eh nicht viel ändern wird, wenn Sozialdemokraten regieren. Es geht um die Frage, wie man das Land möglichst unbeschadet durch die multiplen Krisen steuert – und das ohne Korruptionsanfälligkeit.

Das sind harte Themen. Rendi-Wagner spricht sie zwar mit ihrem Zehn-Punkte-Programm an. Aber sie muss auch dranbleiben, und sie muss tagesaktuell schneller reagieren – etwa in der Asylfrage. Da hört man zu wenig, und die FPÖ ist ihr auf den Fersen. Kanzlerinnenpathos allein wird nicht helfen. (Petra Stuiber, 28.10.2022)