Seit 13 Jahren gibt es in Österreich den Equal Pay Day – und an jedem müssen wir lesen, was wir längst wissen, woran sich aber trotzdem kaum was ändert: Die Lohnkluft zwischen den Geschlechtern ist massiv. Frauen leisten das Gros der unbezahlten Familien- und Sorgearbeit, sind öfter in Teilzeit. Die Frage ist: Warum ändert sich nichts? Warum wundern wir uns noch ernsthaft, dass das mit der Vereinbarkeit nicht hinhaut? Ganz einfach: Weil der politische Wille fehlt.

Gleichstellung muss als gemeinsamer Kraftakt verstanden werden, für den die Politik endlich den Rahmen schaffen muss
Foto: IMAGO/Future Image/Dwi Anoraganingrum

So lange es daran hapert ist Vereinbarkeit ist eine Lüge. Das sehen wir, wenn Frauen am Ende ihres Arbeitslebens mit niedrigen Pensionen dastehen. Das spüren Elternpaare, wenn beide Vollzeit arbeiten und merken: Es geht sich nicht aus. Nicht mit diesem Angebot an Kinderbetreuungseinrichtungen, und schon gar nicht, wenn man noch Lebenszeit für andere Dinge als bezahlte und unbezahlte Arbeit haben will. Dass es nicht hinhaut, ist nicht das Versagen der Einzelnen. Denn ökonomische Gleichstellung muss als gemeinsamer Kraftakt verstanden werden, und für diesen muss die Politik endlich die Rahmenbedingungen schaffen.

Traditionalistische Trampelpfade

Dazu gehört, dass Unternehmen ein deutlich strengeres Lohntransparenzgesetz verordnet wird, und auch bei Maßnahmen gegen Diskriminierung von Eltern durch Unternehmen ist noch Luft nach oben. Frauen werden oft sowohl beim Stundenausmaß in ihrem Job als auch beim Niveau ihrer Tätigkeit nach ihrer Karenz zurückgestuft. Ebenso bei Regelungen zur Elternteilzeit, den Karenzmodellen und beim Lohntransparenzgesetz – bei alldem gäbe es viel Handlungsspielraum, der allerdings seit Jahren völlig unangetastet bleibt.

Die faire Teilung der Familienarbeit – vom Abholen der Kinder von der Schule bis zur Unterstützung der eigenen pflegebedürftigen Eltern – zu erkämpfen darf keine Privatsache sein. Starre Rollenbilder sind gesellschaftliche Machwerke, deshalb müssen wir sie auch gemeinsam demontieren. Es muss konsequente Arbeit gegen altbackene Rollenvorstellungen geben, die Männer und Frauen auf traditionalistische Trampelpfade drängen. Väter müssen ihren Teil der unbezahlten Sorgearbeit übernehmen. Ganz einfach, weil es auch ihre Arbeit, ihre Verantwortung ist. Und es ist die Verantwortung der Politik, das Wissen über die Gründe für die Lohnkluft in politische Arbeit zu übersetzen. Denn es reicht dann mal mit den Equal-Pay-Days. (Beate Hausbichler, 30.10.2022)