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Die Auszählung bei den am Dienstag in den USA stattfindenden Zwischenwahlen dürfte sich bei knappen Rennen weit über die Nachtstunden hinziehen.

Foto: Getty Images / AFP / Samuel Corum

Es dürfte eine der spannendsten und folgenreichsten Zwischenwahlen der jüngeren US-Geschichte werden. Die Großwetterlage sieht nicht gut aus für die Demokraten von Präsident Joe Biden. Wie werden die Midterms am Dienstag ablaufen? Welche Mandate sind besonders umkämpft? Wann ist mit Ergebnissen zu rechnen? Das Wichtigste in Kürze.

Frage: Worum geht es bei den Midterm-Wahlen in den USA?

Antwort: Neu gewählt werden alle 435 Abgeordneten des Repräsentantenhauses sowie 35 der 100 Senatorinnen und Senatoren. Außerdem werden 36 Gouverneursposten in den Bundesstaaten neu vergeben. In beiden Häusern des Kongresses hat die demokratische Partei bislang eine hauchdünne Mehrheit. Die Republikaner müssen nur fünf Sitze im Repräsentantenhaus und ein Mandat im Senat hinzugewinnen, um die Mehrheit zu bekommen.

Frage: Wie stehen die Chancen?

Antwort: Der Umfragen-Aggregator Fivethirtyeight beziffert die Siegeschancen der Republikaner im Repräsentantenhaus mit 82 Prozent. Im Senat liegen die Chancen der Demokraten, die Mehrheit zu halten, immerhin bei 46 Prozent. Der Machtwechsel im Repräsentantenhaus ist also bei vielen Beobachtern eingepreist. Traditionell wird die Partei des Präsidenten zwei Jahre nach dessen Amtsantritt abgestraft. Außerdem sind die Republikaner durch den Neuzuschnitt von Wahlkreisen leicht im Vorteil. Die Demokraten leiden hingegen unter der hohen Inflation und Bidens schlechten Umfragewerten. Der Analysedienst Cook-Report erwartet, dass sie 15 bis 25 Mandate verlieren. Das wäre schmerzhaft, aber im historischen Schnitt. Ein Absturz um 40 oder mehr Sitze wäre ein Debakel für den Präsidenten.

Frage: Welche Rennen werden besonders spannend?

Antwort: Angesichts des ohnehin erwarteten Mehrheitsverlustes im Repräsentantenhaus dürfte sich das Hauptinteresse auf die am heißesten umkämpften Senatsrennen richten. In Pennsylvania und Wisconsin haben die Demokraten theoretisch die Chance, einen Sitz hinzuzugewinnen. In Georgia, Arizona und Nevada könnten sie umgekehrt ein Mandat verlieren.

Frage: Wann gibt es Ergebnisse?

Antwort: Chips und Bier vorm Fernseher für die Midterm-Watchparty in Österreich sind nie verkehrt. Aber die Nacht könnte sehr lang werden und ohne Ergebnis enden. Die Wahllokale in den umkämpftesten Bundesstaaten schließen zwischen 20 und 22 Uhr Ostküstenzeit, also zwischen zwei und vier Uhr MEZ. Aber die Auszählung wird sich möglicherweise über Tage hinziehen. Bei geringem Abstand zwischen den Kandidaten droht eine Neuauszählung. In Georgia, wo in Umfragen derzeit keiner der beiden Kandidaten auf die absolute Mehrheit kommt, zeichnet sich sogar eine Stichwahl am 6. Dezember ab.

Frage: Was hat es mit russischer Einmischung in die US-Wahl auf sich?

Antwort: Einigen US-Forschungsfirmen zufolge, die auf soziale Medien spezialisiert sind, wurden über "fake profiles" hetzerische Nachrichten und einschlägige Websites verbreitet – mit der Absicht, den Demokraten zu schaden und Republikaner zu unterstützen. Verantwortlich seien Akteure mit Verbindungen zu einer als Internet Research Agency bekannten russischen Trollfabrik. Diese hat schon bei den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2020 versucht, Einfluss zu nehmen. Finanziert werden ihre Aktivitäten laut US-Justiz unter anderem von dem Chef der Wagner-Söldnergruppe Jewgeni Prigoschin. Dieser hatte am Montag eine Einmischung in frühere USA-Wahlen zugegeben und erklärt, das auch künftig zu tun. Das FBI und die US-Cybersicherheitsagentur haben jedenfalls Warnungen vor versuchter ausländischer Einflussnahme ausgesprochen. (Karl Doemens aus Washington, Flora Mory, 8.11.2022)

Am Dienstag finden in den USA die Zwischenwahlen statt. Biden, Obama und Trump versuchen auf den letzten Metern Stimmen für ihre Partei zu gewinnen

DER STANDARD