Wer sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, hat seit dem Sommer eine weitere Hürde zu bewältigen. Dank neuer Kreditvergabe-Richtlinien sind nun unter anderem mindestens 20 Prozent Eigenkapital nötig. Für viele geht sich der Kredit so nicht mehr aus. Die niederösterreichische ÖVP, die im Wahlkampf steckt, will eine Lockerung der Richtlinien, eine Überprüfung hat auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) bereits angekündigt.

Dank neuer Kreditvergabe-Richtlinien sind nun mindestens 20 Prozent Eigenkapital für einen Immobilienkredit nötig.
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Nur gibt es bei der Argumentation einen Haken: Das wahre Problem sind nicht die Kreditregeln, sondern die Immobilienpreise. In Ballungsräumen ist es für Normalverdienende seit Jahren kaum noch möglich, Eigentum zu kaufen. Das lässt sich mit der großzügigeren Vergabe von Krediten nicht lösen.

Doch es gibt andere Stellschrauben: Einfach wäre es, die hohen Kaufnebenkosten zu senken. Ansetzen müsste man auch bei Grundstücken, die zu Kostentreibern geworden sind. Dürfen diese von Privaten zu Rekordpreisen verkauft werden – obwohl für Öffi-Anbindung und Infrastruktur bei "guter Lage" die Allgemeinheit blecht? Auf noch etwas wird im ÖVP-Diskurs vergessen: Es gibt nicht nur Käuferinnen. Auch Mieter brauchen Hilfe. Sie würden vom Bestellerprinzip profitieren, durch das sie sich meist die Maklerprovision sparen würden. Es wurde groß angekündigt, aber noch immer nicht beschlossen. Zeit, das Thema Wohnen ernsthaft anzugehen. (Franziska Zoidl, 17.11.2022)