Das mehrfach ausgezeichnete Spielfilmdebüt des österreichischen Regisseurs David Wagner lässt aktuell aufhorchen – nicht zuletzt, weil es auf wahren Begebenheiten beruht und sich um einen Vizeleutnant dreht, mit dem es Generationen von Rekruten im echten Leben zu tun hatten, denen er nicht unbedingt in positiver Erinnerung geblieben ist.

"Eismayer": Handlung des Films

In "Eismayer" wird die Geschichte eines berüchtigten Vizeleutnants beim Bundesheer erzählt, der in erster Linie durch große Härte und Gnadenlosigkeit auffällt – und hinter dessen unnachgiebiger Schale sich Scham über seine wahre sexuelle Neigung verbirgt. Denn Charles Eismayer (Gerhard Liebmann), der den Ruf hat, einer der härtesten Ausbildner zu sein, ist homosexuell – auch wenn er nach außen hin die Fassade eines gutbürgerlichen Lebens mit Ehefrau und Sohn wahrt. Rassistische und homophobe Äußerungen gegenüber Jungsoldaten stehen bei ihm an der Tagesordnung. Als er es mit dem offen schwul lebenden Rekruten Mario Falak (Luka Dimić) zu tun bekommt, der sich gegen die Schikanen Eismayers auflehnt, entwickeln die beiden nach anfänglichen Auseinandersetzungen Gefühle füreinander und es kommt zum Coming-out des Heeresbediensteten – mit allen Konsequenzen.

Gerhard Liebmann (links) als Vizeleutnant Charles Eismayer, der sich in einen Rekruten (Luka Dimić) verliebt.
Foto: eismayer (c) Golden Girls Film02

Die Reaktionen auf den Film waren zumeist positiv. Doch manche, denen die reale Person Eismayer in ihrer Zeit beim Bundesheer begegnet ist, stellten die Berechtigung des Films auch infrage und sprachen von "Verhöhnung". Andere wiederum wehrten sich dagegen und zeigten sich insgesamt angetan von dem gelungenen Werk:

Nicht uninteressant ist in jedem Fall zu wissen, dass Regisseur Wagner anlässlich des Films im Vorfeld mit Charles Eismayer Kontakt aufgenommen und ihn mit der Idee konfrontiert hatte, aus dessen Geschichte einen Film zu entwickeln.

Das sagen die Kritiken

"Liebmanns Darstellung, die zwischen machistischer Überzeichnung und jäh aufreißender Verletzlichkeit changiert, ist eine der großen Stärken des Films", wie im STANDARD zu lesen ist. Die "Kleine Zeitung" fand einiges an lobenden Worten für Wagners "souverän inszeniertes Debüt, das die tarngrünzackige Welt als Kontrast zu den inneren Kämpfen zeigt". Positiv bewertet wird seitens von ORF.at die "ökonomische Erzählweise", die eine "klare Konzentration auf wenige Konflikte" ermöglicht, der Film sei dafür "nicht nur hochromantisch, sondern auch erotisch". An anderer Stelle heißt es dort: "Die Bundesheerszenen sind auch die stärksten im Film, in ihrer Absurdität schaurig realistisch."

Die "Wiener Zeitung" fand ebenfalls positive Worte zu "Eismayer" als einer "glänzend gespielten Suche nach dem eigenen Lebensglück", die auch das Milieu beim Bundesheer vortrefflich beschreibe. Betont wird hierbei auch, wie sehr das Hintergrundwissen von Regisseur Wagner zu den realen Personen sowie zu Eismayers Rolle beim Bundesheer in seine Verfilmung eingebracht worden sei. Der mittlerweile pensionierte echte Charles Eismayer und sein Ehemann Mario Falak dürften mit dem Ergebnis ihrerseits jedenfalls einverstanden sein – das Paar hat sogar die Premiere des Films in Venedig besucht und posierte dort gutgelaunt für die Presse.

Was sagen Sie?

Was hat Ihnen an "Eismayer" gefallen, was vielleicht weniger? Wie sehen Sie die Thematik, und wie fanden Sie die Erzählweise? Was wissen Sie über das reale Vorbild zum Film? Tauschen Sie sich im Forum aus! (Daniela Herger, 21.11.2022)