Die besinnliche Zeit kehrt ein. Weihnachten naht, und die Vorbereitungen für das Familienfest werden getroffen. Besuche werden abgestattet, und so sitzt man früher oder später wieder in der elterlichen Küche und wird umsorgt. Auch wenn man schon lange nicht mehr bei den Eltern wohnt, so spielt man doch vielfach in diesem familiären System die gleiche Rolle wie vor vielen Jahren – so wie alle anderen auch.

Und oft sind das recht klassische Rollen, die da eingenommen werden. So ist man es gewohnt, dass die Mutter das Haus weihnachtlich dekoriert, alles vorbereitet, Kekse backt, kocht und sich kümmert, damit es allen gutgeht. Das Fest der Liebe bedeutet eben Arbeit – unbezahlte Care-Arbeit, die in Österreich nach wie vor hauptsächlich von Frauen erledigt wird. Warum sollte das zu Weihnachten wohl anders sein?

Mama steht in der Küche und kocht für die Familie auf. Soll man helfen oder mit der gesamten Familie diskutieren, wie man das fairer aufteilen kann?
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Im feministischen Selbstverständnis hin- und hergerissen

Man ist sich dieser Schieflage bewusst und will auch nicht mehr das Kind sein, das von seiner Mama bedient wird, schließlich stemmt man sein Leben sonst auch recht passabel. Man hilft also mit, nimmt der Mutter Erledigungen ab, deckt den Tisch, räumt den Geschirrspüler aus, kümmert sich.

Oder man versucht, dieses Ungleichgewicht auf andere Art und Weise auszugleichen: mit Diskutieren. Gerade bei Feierlichkeiten ist es oft nicht einfach, das Offensichtliche anzusprechen. Schließlich will man ja auch nicht die Weihnachtsidylle verderben. Selbst ist man auch in seinem feministischen Selbstverständnis hin- und hergerissen, wie man mit diesem jährlich wiederkehrenden Spektakel umgehen soll. Einfach kommentarlos aufstehen, mithelfen und tradierte Rollen weitertragen oder es ansprechen und einen möglichen Streit heraufbeschwören?

Wie haben Sie das für sich gelöst?

Stehen Sie lieber auf und helfen mit, oder wollen Sie das Problem grundlegender angehen, mit einer Diskussion die Schieflage aufzeigen und so Bewusstsein schaffen? In welchen Situationen fällt es Ihnen in Ihrer Familie besonders auf, dass die Aufteilung der Arbeiten nicht fair ist? (Judith Wohlgemuth, 8.12.2022)