Die Ausschreitungen der Halloween-Nacht sollen sich zu Silvester nicht wiederholen. Doch um derartige Krawalle von jungen Männern und Jugendlichen zu verhindern, reicht es nicht, dass die Polizei hart durchgreift und der Innenminister mit nicht durchzusetzenden Abschiebungen droht. Was es braucht, ist aufsuchende, niederschwellige Sozialarbeit auch in sozialen Medien und Räume ohne Konsumzwang, wo man Jugendliche gezielt erreichen kann.

Damit sich Krawalle wie in Linz nicht wiederholen, muss statt auf Durchgriffe durch die Polizei auf präventive Sozialarbeit gesetzt werden.
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Anlaufstellen und Jugendzentren wurden über Jahre hinweg ausgehungert. Von öffentlichen Parks, Plätzen oder Einkaufszentren werden junge Menschen verdrängt. Jugendliche im Asylverfahren hängen in der Luft, weil sie nicht arbeiten dürfen – gepaart mit zwei Jahren sozialer Corona-Isolation, Teuerung und zunehmender Unsicherheit ist das eine explosive Mischung. Was bleibt, ist, sich irgendwie anders Gehör zu verschaffen. Ein 17-jähriger Verdächtiger wollte mit dem Tiktok-Video, in dem Linz zu Athena werden sollte, berühmt werden.

Geschulte Erwachsene müssen diesen Jugendlichen Grenzen aufzeigen, sie in ihrer Identitätsbildung unterstützen und ihnen eine Perspektive anbieten. Böllerattacken und Straßenschlachten mit der Polizei sind keineswegs tolerierbar. Das erfordert freilich rechtliche Konsequenzen, die mit der U-Haft und Anzeigen bereits durchgesetzt wurden. Bei der Prävention ist jedoch noch Luft nach oben. (Stefanie Ruep, 27.12.2022)