"Mittlerweile biete ich Gästen standardmäßig eine Decke an."

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Smalltalk-Fragen, über die wir uns vor einem Jahr noch gewundert hätten: "Wie viel Grad hat es bei dir daheim?", "Magst du noch zum gegenseitigen Aufwärmen mit raufkommen?", "Steht mir diese Schlafmütze eigentlich?".

Gut, tatsächlich gestellt wurde mir bisher eh nur die erste Frage, die aber dafür häufig. Denn ich heize meine Wohnung heuer nur sehr, nun ja, sparsam, um ein Zeichen zu setzen. Gegen Putin, die Klimakatastrophe – und horrende Nachzahlungen. Natürlich unter strenger Überwachung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit mittels Hygrometer. Ich nenne es Hobby, andere Obsession.

Immerhin bin ich nicht alleine: Eine Bekannte schwört mittlerweile aufs Schlafen mit Haube, eine andere trägt zu Hause einen kuscheligen Leoparden-Onesie. Keine Sorge, Katzen sind dafür nicht zu Schaden gekommen, aber offenem Feuer sollte sie fernbleiben.

Das Frösteln hat auch Vorteile: Früher war mir im Winter immer kalt, jetzt sind 18 Grad und Zugluft, bei der es mir zumindest nicht die Haube vom Kopf bläst, voll okay. Ich werde außerdem zur perfekten Gastgeberin: Noch nie hab ich so oft kälteresistente Gäste bewirtet, die mir die Wohnung durch ihre bloße Anwesenheit aufwärmten – je feuchtfröhlicher der Abend, umso rasanter der Temperaturanstieg. Mittlerweile biete ich Gästen standardmäßig eine Decke an. Bevor Sie fragen: Nein, für Gästepatschen fühle ich mich noch nicht alt genug. Aber geben Sie mir noch ein paar frostige Tage.

Nicht falsch verstehen: Alles kein Problem, ich kann die Heizung jederzeit hochfahren, wenn es mir zu blöd wird. Sie funktioniert, und ich kann es mir leisten. Viele andere haben diesen Luxus nicht. Darüber sollten wir reden. (Franziska Zoidl, 6.1.2023)