Doskozil "gehört zu den drei besten Landeshauptleuten, die die SPÖ hat", findet Franz Schnabl, der gerne der vierte sozialdemokratische Landeshauptmann in Österreich werden würde.

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Die absolute Mehrheit ist für die niederösterreichische SPÖ ein untragbarer Zustand – weil die Volkspartei sie hat. Ganz anders schaut das natürlich im Burgenland aus, wo mit Hans Peter Doskozil ein Roter absolut regiert. Unter dem Titel "Wie viel Burgenland braucht Niederösterreich?" lud Niederösterreichs SPÖ-Chef Franz Schnabl den Burgenländer am Samstag zu einer Diskussionsveranstaltung nach Wiener Neustadt – als Unterstützung der Kampagne vor der Landtagswahl am 29. Jänner.

Das ist interessant, weil sich Schnabl bisher mit öffentlicher Kritik an SPÖ-Vorsitzender Pamela Rendi-Wagner zurückgehalten hat – und Doskozil für eine solche Zurückhaltung nicht bekannt ist.

"Als Landeshauptmann wärst du sicher ein Vorbild"

Bei der Diskussion im Wiener Neustädter Zentralkino ging es dann aber mit keinem Wort um die Bundespartei. Schnabl bemühte sich, Doskozil und das Burgenland als Vorbild darzustellen, ließ sich vom Landeshauptmann etwa ausführlich das Pflegekonzept oder die Raumordnungsreform im östlichsten Bundesland erklären. Doskozil würde sich darum kümmern, was im Land möglich sei, findet Schnabl. "Als Landeshauptmann wärst du sicher ein Vorbild", lobte der Landeshauptfrau-Stellvertreter den Landeshauptmann.

In Wiener Neustadt diskutierten Nationalratsmandatarin Petra Tanzler, Vizebürgermeister Rainer Spenger, Landeshauptfraustellvertreter Franz Schnabl und Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.
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Schnabl meint: Wenn er selbst einmal Landeshauptmann von Niederösterreich ist. Denn das ist das erklärte Ziel des ehemaligen Polizisten und Magna-Managers. Von der absoluten Mehrheit ist er allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Eine aktuelle Umfrage sieht die SPÖ in Niederösterreich bei 22 Prozent – und damit hinter der FPÖ.

"Das ist außer blöd nur blöd"

Doskozil, schwärmte Schnabl später weiter, glänze mit Detailswissen. "Das ist eben der Unterschied zwischen einer sozialdemokratischen Politik und einer Politik, der die Menschen eigentlich wurscht sind und nur die eigenen Posten wichtig." Es blieb nicht bei diesem einen Angriff auf die Landeshauptfraupartei ÖVP: "Was soll der Spruch 'Muttersprache: Niederösterreich' bedeuten? Das ist außer blöd nur blöd", schimpfte Schnabl über ein entsprechendes Sujet der Volkspartei.

Apropos Plakate: "Wenn man über ein Plakat redet, ist man als Partei zumindest Mal im Gespräch", sagte Schnabl auch – meinte aber sein eigenes Sujet mit dem Schriftzug "der rote Hanni". Das, wie die Partei vergangene Woche aufklärte, nicht ernst gemeint gewesen sei.

Doskozil, eine Provokation

Auf Nachfrage von Medien gestand Schnabl ein, dass die Veranstaltung mit Doskozil genauso eine Provokation sei: Solche überraschenden Aktionen würden für Medieninteresse sorgen, dass die SPÖ Niederösterreich sonst vermisst. Fragen zum Konflikt zwischen Doskozil und der roten Bundespartei wich Schnabl aus. Nur so viel: Doskozil "gehört zu den drei besten Landeshauptleuten, die die SPÖ hat." (Sebastian Fellner, 14.1.2023)