Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen. Marie Kondo hat w. o. gegeben: Die international nachgefragte Putzkönigin, Ausmistmeisterin und Nervensäge teilt mit, dass sie dem Dreck in ihrem Haus den Walkover – das heißt nämlich w. o. – gestattet habe. Das Aufräumen hat sie demnach "irgendwie aufgegeben", seit sie ihr drittes Kind auf die Welt gebracht hat. Ihr glücklich machendes Kurashi – Lebensstil – sieht offenbar jetzt ganz wie der Saustall aus, der Kindsmüttern und Kindsvätern nur allzu gut bekannt ist. "Unordentlich" sei es bei ihr zu Hause!

Es ist allerdings anzunehmen, dass sie für die Mitteilung dieser weltbewegenden News gut bezahlt wurde: Die "Queen of Clean" und Autorin des bahnbrechenden Buches Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert hielt dazu ein Webinar. Eigentlich wäre eine Entschuldigung fällig. Sie hat ihre Opfer weltweit dazu gebracht, Sachen, denen sie ihr Leben lang nachweinen werden, wegzuschmeißen.

Ernsthaft jetzt. Irgendwie passt zu Kondos Kapitulation bzw. ihrer Konfession, dass das Oxford English Dictionary den Begriff "goblin mode" zum Wort des Jahres 2022 erklärt hat. "Auf Kobold-Art". Der Kobold – die Koboldin – ist ungezogen, schlampig und schert sich nichts. Sie sitzt dreckig und speckig im Homeoffice, mit oder ohne Kinderlein. Auch der Zwang zum Einschalten der Kamera bei Besprechungen kann sie nur temporär retten. (Gudrun Harrer, 31.1.2023)