Vor zwei Jahren war es plötzlich wieder da, das "Kaspische Seemonster". Und rückte ein Stück sowjetischer Militärgeschichte in den Fokus einer interessierten Öffentlichkeit. Es handelt sich um ein während des Kalten Krieges gebautes Flugboot, das schon aufgrund seines Aussehens ein Hingucker ist. Schon in den 1960er sorgte es für einige Aufregung beim US-amerikanischen Geheimdienst als erste Bilder davon am Kaspischen Meer auftauchten. Es waren dann auch die Amerikaner, die dem Gerät den Namen "Kaspisches Seemonster" gaben.

Erfunden im Kalten Krieg

Tatsächlich war es kein klassisches Flugobjekt, sondern ein Hybrid zwischen einem Flugzeug und einem Schiff, ein Flugboot, das sich den sogenannten Bodeneffekt zunutze machte. Dieses physikalische Phänomen führt dazu, dass ein umströmter Körper in Bodennähe je nach Form einen zusätzlichen dynamischen Auftrieb oder auch Abtrieb erhält. Die Sowjets gaben dem monströsen Bodeneffektfahrzeug den Namen Ekranoplan.

Das einzige fertiggestellte Bodeneffektfahrzeug der Lun-Klasse an der Küste des Kaspischen Meeres.
Foto: imago images/ITAR-TASS

2020 verfrachteten die Russen eines der wenigen fertiggestellten "Seeungeheuer" von einem abgelegenen Militärpier am Kaspischen Meer an einen neuen Standort, einem Schifffahrtsmuseum. Die Bilder davon gingen um die Welt. Es handelte sich um ein rund 90 Meter langes der Lun-Klasse mit einem Gewicht von 380 Tonnen, einer Flügelspannweite von 45 Metern und einer Höchstgeschwindigkeit von 340 km/h. Das Militärflugzeug, das für den Angriff auf Atom-U-Boote und Flugzeugträger konzipiert war, wurde 1987 erstmals in Dienst gestellt. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde es außer Dienst gestellt.

Dieses Video ist eine Animation.
Hazegrayart

Es war nicht das erste der gigantischen Ekranoplane, die von den Sowjets entwickelt wurden. Der KM (russische Abkürzung für Schiffsentwurf) war rund 100 Meter lang und 40 Meter breit und wog 550 Tonnen. KM wurde in den 1960er Jahren entwickelt und 1966 in Dienst gestellt. Als größtes Flugzeug der damaligen Zeit erreichte das Bodeneffektflugzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 500 km/h. Einigen Quellen zufolge sollen es sogar 740 km/h gewesen sein. Da es so niedrig flog, konnte es vom Radar nicht erfasst werden. Trotzdem wurde KM nie als Kriegswaffe eingesetzt. Es stürzte 1980 ab, weil ein unerfahrener Pilot am Steuer saß.

Zivile Wiedergeburt

Man kann also nicht unbedingt von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Und dennoch kündigte ein russisches Privatunternehmen an, eine kleinere Zwölf-Personen-Version für die zivile Nutzung zu entwickeln. Sein Spitzname: "Kleines Seeungeheuer". Letztes Jahr gab Russland bekannt, dass es sechs kleinere Ekranoplane für nicht näher bezeichnete Zwecke an den Iran verkauft.

Interesting Engineering

Es scheint also einen Markt für die Nachfahren des "Kaspischen Seemonsters" zu geben. Das zeigen auch diese Beispiele. So plant Wigetworks aus Singapur seinen Airfish 8 ins Rennen zu schicken, quasi als Luxusekranoplan mit einem Fassungsvermögen von nur acht Personen. Die können dann mit bis zu 190 Kilometern pro Stunde über das Wasser rasen.

Rein elektrisch

Auch das US-amerikanische Unternehmen Regent sieht kommerzielles Potenzial. Es hat vor kurzem eine unbemannte Version seines Seagliders, des ersten elektrischen Ekranoplans der Welt, auf den Markt gebracht, die es als neues Transportmittel entlang der Küste anpreist. "Unser erstes Fahrzeug wird zwölf Passagiere befördern, unser nächstes mindestens 50 Passagiere", steht auf der Website der Firma.

REGENT Craft

Beide Varianten sollen eine Reichweite von 290 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von 290 Kilometern pro Stunde haben. Die Fahrzeuge werden so sicher wie Flugzeuge sein und eine bessere Wellen- und Windtoleranz aufweisen als bestehende Wasserflugzeuge und Bodeneffektfahrzeuge, verspricht man. Im August 2022 hat eine verkleinerte Variante des Seagliders bereits erfolgreich abgehoben (siehe Video oben). 2025 soll es erste kommerzielle Flüge geben. (max, 20.2.2023)