Lenin war der erste "Unholdige", dessen Statue den "Arschlochpfad" in Deutschland schmücken durfte. (Symbolbild)

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Klein Strömkendorf – der Name des Ortes im deutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern klingt absolut harmlos. Die Landschaft rundherum ist platt, zur Ostsee ist es nicht weit. Und doch findet man hier eine kuriose Sehenswürdigkeit, den "Lehrpfad der unholdigen Personen". Ein kurzer Wanderweg, der von Statuen berühmter Unholde gesäumt ist. Schnell hat der Volksmund einen anderen Namen dafür gefunden: "Arschlochpfad". Der circa 1,3 Kilometer lange Wanderweg ist für jeden frei zugänglich, eine Eintrittsgebühr oder Öffnungszeiten gibt es nicht.

Die Idee dazu hatte die Hotelbesitzerin Marita Gronau. "Ich weiß, dass das nicht ganz stubenrein ist, aber es hat sich einfach so eingebürgert", sagte sie in einem Interview mit dem Norddeutschen Rundfunk. Alles habe mit der Frage ihres Lebensgefährten begonnen, was er ihr von einer Geschäftsreise nach Russland denn mitbringen solle. Ihre Antwort: eine Leninbüste! Die wollte Marita Gronau in dem Wald hinter ihrem Gutshaus aufstellen – als tägliche Erinnerung an dessen Missetaten. Auch wenn ihr Lebensgefährte ohne die gewünscht Büste zurückkam, steht heute ein Bronze-Lenin in voller Lebensgröße in dem Waldstück.

Hitler und Stalin gehen gar nicht

Bald sollte er Gesellschaft bekommen. Immer mehr Skulpturen von bekannten Persönlichkeiten mit zweifelhaftem Ruf zogen in seine Nachbarschaft. Darunter George W. Bush, Nikita Chruschtschow, Erich Honecker, Recep Tayyip Erdoğan und Donald Trump. Gestaltet und gegossen werden diese Unholde in einer Werkstatt in Polen. Beim Thema historischer Arschlöcher würden einem noch mehr Personen einfallen, aber für Marita Gronau war klar, dass die größten unter ihnen hier nicht ausgestellt werden: Hitler und Stalin dürfen hier nicht herumstehen.

Zwei Unholde stehen noch auf ihrer Liste, verriet sie dem NDR: Kim Jong-un und Wladimir Putin. Bei Kim Jong-un hat Marita Gronau ein bisschen Respekt. Sie befürchtet, dass der Materialeinsatz etwas teuer wird, schließlich soll auch er möglichst realistisch im Wäldchen von Klein Strömkendorf stehen.

Und bei Wladimir Putin hört der Spaß dann doch auf, wie sie schildert: "Ich hab' im September 2021 eigentlich den Herrn Putin bei meinem polnischen Gießer bestellt, dass er ihn mir nicht gegossen hat bisher, hängt mit dem Ukrainekrieg zusammen. Er hat mich im März angerufen und hat gesagt: 'Marita, jetzt muss ich doch erstmal zurückrudern.' Ich habe letzte Woche mit ihm telefoniert, und er hat gesagt: 'Du kannst bestellen, was du möchtest, aber vor Putin habe ich gerade Angst.'"

Damit bleibt es vorerst bei den vorhandenen Schurken, aber Platz für weitere gebe auf dem fünf Hektar großen Areal noch genug. Beim Blick auf das Weltgeschehen liegt allerdings die Vermutung nahe, dass der Platz dann doch knapp werden könnte. (red, 15.3.2023)