Preise für Strom und Gas sinken im Großhandel bereits seit einigen Wochen.

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Eigentlich sollte nach den hohen Energiekosten des letzten Jahres eine Entspannung folgen. Immerhin haben sie sich nach den Spitzenwerten von Sommer wieder deutlich zurückentwickelt. Laut dem Energieradar des STANDARD kostete Strom am 26. März lediglich 1,9 Prozent mehr als zu Beginn des Jahres 2022, bei Benzin sind es 15,9 Prozent mehr, bei Gas gar 14,6 Prozent weniger.

Dennoch bringen Tarifanpassungen bei den Stadtwerken Klagenfurt und den Altverträgen der Wien Energie gerade höhere Verbraucherpreise. Warum?

In den letzten Tagen jedenfalls wurden in sozialen Medien Bilder von Briefen gepostet, die die Wien Energie verschickt hat. "Ihr Strompreis ändert sich ab 1. April 2023", heißt es da. Betroffen sind neben Personen mit Altverträgen auch Spezialverträge, bei denen die Strom- und Gastarife an die höheren Preise der letzten zwölf Monate angepasst werden – genauer an den Österreichischen Strompreisindex und den Österreichischen Gaspreisindex. Meist sei das im Vertrag so vorgesehen, sagt Sandra Matzinger von der Arbeiterkammer.

Stadtwerke Klagenfurt geben höheren Einkaufspreis weiter

Auch Kundinnen und Kunden der Stadtwerken Klagenfurt müssen sich auf höhere Kosten einstellen, denn der Preis für Strom steigt von 13,6 Cent brutto pro Kilowattstunde auf 29,5 Cent und beim Gas von 5,98 Cent auf 11,99 Cent. In der Pressemitteilung der Stadtwerke heißt es, man habe eine Preisanpassung während der Heizsaison bewusst vermieden. Nun werden die höheren Einkaufskosten aber an die Kunden weitergegeben. Die Preiserhöhung erfolgt also gewissermaßen nachträglich und orientiert sich noch an den Spitzenwerte von vor einigen Monaten.

Die Vorgehensweise bei der Preiserhöhung wird dennoch vom Verbraucherschutzverein (VSV) kritisiert. Denn wie beim niederösterreichischen Versorger EVN werden die bestehenden Verträge aufgekündigt, die neuen sind deutlich teurer. Der VSV hält dies für ein Umgehungsgeschäft, weil die Preiserhöhung in eine Änderungskündigung verpackt werde, und will nun in Musterprozessen klären, ob diese Vorgehensweise zulässig ist. In ähnlicher Sache möchte der VSV auch gegen den Verbund vorgehen: Hier wurden die Tarife für Bestandskunden ab 1. März erhöht, für den VSV wurde die Preiserhöhung aber nicht ausreichend gesetzeskonform begründet.

Preisentspannung auch bei Pellets und Brennholz

Laut E-Control gibt es am Markt bereits deutlich günstigere Angebote als die neuen Tarife der Wien Energie und der Stadtwerke Klagenfurt. Man empfehle den Betroffenen daher, sich umzusehen, beispielsweise im Tarifkalkulator. Die Preise werden aber voraussichtlich im zweiten Quartal noch weiter sinken, meint E-Control-Experte Leo Lehr. "Wenn man einen bestehenden Vertrag hat, sollte man daher mit einem Wechsel noch etwas abwarten."

Preise für Holzpellets sind im letzten Jahr besonders stark gestiegen.
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Auch am Markt für Pellets und Brennholz zeigt sich erste Entspannung. Die Preise für Pellets lagen Anfang März nur mehr 20 Prozent über dem Vorkrisenniveau, im Vergleich zu Oktober fielen sie um 42 Prozent. Das meldete der Branchenverband Pro Pellets Austria. Grund dafür ist einerseits die natürliche Preisschwankung: Im Frühling sind die Preise generell am niedrigsten, besonders nach einem wärmeren Winter wie heuer. Auch die hohen Preise im vergangenen Jahr wurden vom Branchenverband durch die höhere Nachfrage begründet. Andererseits ermittelt die Bundeswettbewerbsbehörde gegen Pellethersteller wegen möglicher Preisabsprachen. Dazu fanden im Oktober Hausdurchsuchungen statt – und seitdem sinken die Preise wieder.

Für Brennholz liegen die Preise seit Oktober 2022 ungefähr 80 Prozent über dem Vorjahresniveau – im Jänner war ein leichter Rückgang auf 77 Prozent zu erkennen. Dieser Trend setzt sich laut der Energieagentur im Februar mit einem weiteren Rückgang um 2,2 Prozent fort.

67 statt 36 Cent für Strom

Für Aufregung sorgten die Briefe der Wien Energie im Onlineforum Reddit. "Wien Energie Strom von 36c auf 67c, Gas von 15c auf 25c ?!", schreibt ein Betroffener da. Er gehört zu jenen 7.000 Kundinnen und Kunden, die der Preiserhöhung im Herbst nicht zugestimmt hatten. Damals hatte Wien Energie alle Tarife auf den neuen "Optima entspannt"-Tarif umgestellt, Kunden blieb lediglich die Möglichkeit zu widersprechen und damit im alten Tarif zu bleiben. Nun wird erneut der neue Tarif empfohlen: "Wer vom alten 'Optima' in den 'Optima entspannt' wechselt, zahlt 34 statt 53 Cent pro Kilowattstunde für Strom." Bei Gas werde man im neuen Tarif nur mehr neun Cent pro Kilowattstunde zahlen – eine Ersparnis zum bisherigen Vertrag, wie es heißt.

Der Energiepreisindex (EPI), der von der Österreichischen Energieagentur berechnet wird, zeigt generell eine leichte Entspannung – allerdings auf hohem Niveau. Im Februar sank der Indexwert im Vergleich zum Vormonat um 1,4 Prozent, er liegt aber 30 Prozent höher als im Februar 2022. Besonders Pellets (minus 11,7 Prozent), Heizöl (minus 5,3 Prozent), Brennholz (minus 2,2 Prozent) und Diesel (minus 1,7 Prozent) sind im Februar billiger geworden. Fernwärme blieb gleich teuer wie im Jänner, Superbenzin wurde leicht teurer (plus 2 Prozent). (Magdalena Frei, 28.3.2023)