Im Juli und August sollen Kinder aus den Deutschförderklassen speziell gefördert werden.

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Wien – Neben Freizeitangeboten wie den "Summer City Camps" will die Stadt Wien nun auch die Lernangebote in den Sommerferien ausbauen – und dabei vor allem Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen erreichen. Geschehen soll das mit dem neuen Lernpaket "Wiener Sommer Lernen", das Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) am Mittwoch vorstellte. An verschiedenen Schulstandorten in den Bezirken sollen im Juli und August zweiwöchige kostenlose Deutschkurse für Volksschul- und Mittelschulkinder stattfinden. Damit möchte Wiederkehr dem "ungleichen Bildungssystem in Österreich" ein Stück weit entgegenwirken, betonte er.

Zusätzlich zu diesen von Interface Wien durchgeführten Deutschkursen bieten auch die Wiener Volkshochschulen Sommerlernstationen an. Diese stünden allen Schulkindern aus Volksschule, Mittelschule und AHS-Unterstufe offen. Gepaukt werden sollen dort Mathematik, Deutsch und Englisch. Die Anmeldung für beide Angebote startet am 2. Mai.

Empfohlene Deutschintensivierung

Den eigentlichen Anstoß für die neuen Kurse gab eine Empfehlung des Integrationsrats der Stadt (W.I.R.), der sich dafür aussprach, die Deutschförderung an Pflichtschulen zu intensivieren. "Auch in der Corona-Pandemie sind Lernrückstände entstanden, die es nun auszugleichen gilt", sagte Wiederkehr. Das Angebot soll sich daher an Schulkinder im außerordentlichen Status (A.O.-Status) richten, die verpflichtende Deutschförderklassen oder -kurse an Volks- oder Mittelschulen besuchen.

Ziel sei es, dass diese Kinder schnellstmöglich aus dem A.O-Status herauskämen und die Mika-D-Prüfung bestünden. Diese verpflichtende Prüfung sollte eigentlich den "Sprachstand" feststellen, also ob Kinder genügend Deutsch verstehen, um dem Regelunterricht folgen zu können. Viele Lehrkräfte kritisieren dieses Messinstrument aber stark, auch Studien unterstreichen dessen mangelnde Aussagekraft, wie der STANDARD bereits hier und hier berichtete. "Durch den Kursbesuch können die Deutschkenntnisse zu Beginn des nächsten Schuljahres erneut überprüft werden", sagt dazu Interface-Geschäftsführerin Lejla Sirbubalo. Ein Wechsel in die Regelklasse wäre dann möglich.

Die Kurse selbst finden täglich von 9 bis 12 Uhr statt. Dass diese Zeiten viele Eltern ob der Vereinbarkeit mit Arbeitszeiten abschrecken, glaubt Sirbubalo nicht. "Es wurden speziell Standorte gewählt, die gut mit den Öffis zu erreichen sind", sagt sie.

Mehrsprachigkeit als "große Bereicherung"

Wie aber kommen diese Angebote zu Kindern und Eltern? Hier nehme die Bildungsdirektion Kontakt mit den Eltern auf und informiere sie mittels mehrsprachiger Broschüren. Auch mobile Teams seien in den Schulen vor Ort. Apropos Mehrsprachigkeit: Diese sei in seinen Augen trotz des Deutschlernfokus eine große Bereicherung, sagte Wiederkehr mit Verweis auf die in Niederösterreich ausgelöste Kontroverse um die Deutschpflicht im Pausenhof. "Es sollte daher kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch bei der Sprachförderung sein", sagte der Bildungsstadtrat.

Bei einer anderen Kontroverse, die Wiederkehr selbst ausgelöst hatte, sieht er bislang keinen Handlungsbedarf. Es geht um die beliebte Freizeitbetreuung in den "Summer City Camps", die dieses Jahr Kinder in Hortbetreuung ausschließt. Ein von den Grünen im Gemeinderat eingebrachter Antrag kritisiert diesen Umstand und fordert, auch diese Kinder als Zielgruppe aufzunehmen. Damit konfrontiert kontert Wiederkehr, dass es nur begrenzte Personalressourcen gebe. "Es gilt, allen Kindern eine Ferienbetreuung anbieten zu können, und Hortkinder haben diese bereits", sagt der Stadtrat. Die Nachfrage sei jedenfalls riesig. (Elisa Tomaselli, 29.3.2023)