Im Morgengrauen wurde die Mesnerin und Wirtshausköchin Emilia L. in der oberösterreichischen Gemeinde Haslach von der Polizei abgeholt. Sie, ihr 15-jähriger Sohn und die 21-jährige Tochter, die Altenpflegerin in Ausbildung ist, wurden inhaftiert. Ihr Verbrechen? Die alleinerziehende Katholikin und ihre Kinder stammen aus Indien. Obwohl die 40-Jährige 2019 legal einreiste, 2021 um Asyl ansuchte, mit Arbeitsgenehmigung in einem Mangelberuf arbeitet, die Familie gut integriert ist, gut Deutsch spricht und Haslach mit Bürgermeister, Sportverein und Pfarrer für ihren Verbleib kämpft, sitzt sie nun in Schubhaft. Donnerstagabend startet ihr Flieger.

In Oberösterreich sorgt die Abschiebung einer Familie für Empörung.
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Unter dem Deckmantel des Rechtsstaats wird hier reine Symbolpolitik betrieben, die nur rechten Populisten nutzt. Nicht der Familie, die hier ein neues Zuhause gefunden hat, und sicher nicht der österreichischen Bevölkerung, für die Mieten, Energie und Lebensmittel nicht leistbarer werden, wenn Familie L. abgeschoben wird.

Im Gegenteil: Solche Abschiebungen schaden Österreich, wo der Arbeitskräftemangel derzeit höher ist als in jedem anderen EU-Land. Gesetzgeber haben in einem Rechtsstaat auch die Verantwortung, das Gemeinwohl im Auge zu behalten. Mit Menschlichkeit braucht man der "christlich-sozialen" ÖVP nicht zu kommen. Doch es ist hoch an der Zeit, dass sie sich wenigstens auf ihre behauptete Wirtschaftskompetenz besinnt. Arbeitgeber und Pflegebedürftige könnten es ihr danken. (Colette M. Schmidt, 12.4.2023)