Es schaut zunächst wie eine Verkettung unglücklicher Umstände aus: Ein schwuler Iraner musste einem privaten Unternehmen in Teheran seine Homosexualität offenlegen, damit seine Familie für seine Hochzeitsfeier in Österreich ein Visum bekommt. Da bei der Firma Iranerinnen und Iraner arbeiten, muss er jetzt davon ausgehen, dass die iranische Geheimpolizei von seiner Homosexualität weiß. Der Arzt kann nun nie wieder in sein Heimatland einreisen.

Homosexuelle werden im Iran verfolgt. Hat das Außenamt die sexuelle Orientierung eines Iraners verraten?
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Das Außenministerium weist jede Schuld von sich. Den Visumsprozess auszulagern sei rechtlich gedeckt, und die Mitarbeiter des Unternehmens seien ja zur Verschwiegenheit verpflichtet. Aber genauso gut hätten die Beamten der Botschaft in Teheran die Abwicklung vollständig selbst übernehmen können – was den Mann geschützt hätte.

Mit seiner Reaktion zeigt das Außenministerium, dass es das Problem einfach nicht versteht. Der Iran ist kein Rechtsstaat. Er missachtet die Grundrechte, er lässt Homosexuelle öffentlich hinrichten. Es braucht nur einen regimefreundlichen Mitarbeiter, und das Schicksal des Arztes im Iran ist besiegelt.

Als liberale Demokratie ist es Österreichs Aufgabe, die Menschenrechte zu schützen. Das Außenamt hat trotz mehrerer Warnungen das Gegenteil getan. Ob es das aus Homophobie, Rücksichtslosigkeit oder einfach aus Unfähigkeit getan hat, wissen wir nicht. Klar ist nur, dass die Behörden den Mann den iranischen Behörden exponiert und ihn damit akut gefährdet haben. Wie auch Volksanwältin Gaby Schwarz (ÖVP) sagt: Eine Entschuldigung ist angebracht. (Muzayen Al-Youssef, 13.4.2023)