STANDARD-Vorstand Alexander Mitteräcker warnt vor den Auswirkungen des geplanten ORF-Gesetzes.

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Wien – Der ORF wird künftig über eine Haushaltsabgabe finanziert, gleichzeitig will Österreichs größtes Medienunternehmen mehr Rechte im Internet. STANDARD-Vorstand Alexander Mitteräcker warnt vor diesem Hintergrund im Interview mit dem "Kurier" davor, dass der ORF "zu einer Massenvernichtungswaffe für den österreichischen Medienmarkt werden könnte".

Was die Wettbewerbssituation betrifft, sei "ein deutliches Ungleichgewicht vorhanden". Man erlebe "international, dass ein gewisser Konsolidierungsprozess stattfindet. Bei uns könnte dieser so weit gehen, dass am Ende nur noch der ORF da ist". Medienpolitische Versäumnisse habe es viele gegeben, nicht nur beim ORF: "Das geht hin bis zum aktuellen Fall der Inseratenkorruption, die dazu führt, dass wir eigentlich Player im Markt haben, die es nicht geben sollte: In ganz Europa gibt es nämlich keine Gratiszeitungen mehr." Österreich sei hingegen ein "Freilichtmuseum für Gratiszeitungen".

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ORF als Gratisalternative

Den Onlinemarkt dominiere der ORF schon jetzt. Man sei jetzt "in der Situation, dass wir ein Land haben, in dem Paywalls als international anerkannte Möglichkeit zur Finanzierung von Onlineangeboten nur extrem schwer aufzuziehen sind, weil es vermeintlich eine Gratisalternative gibt – nämlich ORF.at und die TVthek". Das Produkt sei gut gemacht: Nur führt all das dazu, dass der ORF in Wirklichkeit mit dem neuen Gesetz "zu einer Massenvernichtungswaffe für den österreichischen Medienmarkt werden könnte".

Der genaue Inhalt des neues ORF-Gesetzes sei noch nicht bekannt, aber: "Soweit wir das momentan überblicken, bekommt der ORF nun noch mehr Möglichkeiten. Es ist davon auszugehen, dass das alles für das Unternehmen in der Folge auch teurer wird, weil umfangreicher. Und insofern ist davon auszugehen, dass die Gebühren sukzessive weiter erhöht werden müssen. Der ORF entwickelt sich meiner Meinung nach finanziell gesehen zum Fass ohne Boden." (red, 25.4.2023)