Neuerdings gibt es Fliesen, die Holzdielen zum Verwechseln ähnlich sehen.

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In Bad und Klo ist er meistens ein Fixstarter, in der Küche und im Vorraum manchmal auch. Die Rede ist vom Fliesenboden. Gut, sehe ich alles noch ein. Obwohl es wahrlich auch für diese Räume schöne, warme und robuste Holzböden gibt, die Nässe und Schmutz gut aushalten können.

Wo für mich die absolute Schmerzgrenze liegt, ist an der Schwelle zum Wohnzimmer und zu allen Schlafräumen. Dort ein Fliesenboden? Hallo, die 80er haben angerufen und wollen ihren Bodenbelag zurück!

Okay, es mag praktisch sein: Wenn was runtertropft, ist es schnell weggewischt. Freunde des wohnungsweiten Fliesenbodens tun oft geradewegs so, als würden sie abends mit dem Hochdruckreiniger durchgehen. Aber gemütlich ist was anderes. Der Boden strahlt Kälte ab, nicht nur optisch, sondern faktisch, und wer das verhindern will, braucht meterweise Teppiche. Wieso dann nicht gleich ein ordentlicher Boden?

Es gibt Ausnahmen

Hinzu kommt die oft scheußliche Optik bestimmter Fliesen, die einem den Eindruck vermitteln, man stünde geradewegs in einem Sezierraum. Natürlich gibt es auch Ausnahmen: In den kleinen Häusern der Toskana oder der Provence oder auch in Portugal und Spanien strahlen die Fliesenböden oft in den buntesten Farben und Mustern, und die Kälte, die sie abstrahlen, ist eine willkommene Abkühlung.

Hierzulande geht Fliese, wenn überhaupt, nur mit Fußbodenheizung drunter. Die macht wenigstens wohlig warme Füße – trotz des kalten Steins obendrauf. Und auch optisch gibt es noch Hoffnung. Unlängst war ich in einem frisch sanierten Wohnhaus zu Gast, bei dem im ganzen Haus Holzdielen verlegt waren – das dachte ich zumindest anfangs. In Wahrheit waren es Fliesen der Sorte "Eiche rustikal". Ich traute meinen Augen nicht, sie sahen echtem Holz zum Verwechseln ähnlich. Möglicherweise feiert die Fliese im Wohnzimmer tatsächlich ein Comeback. Bleibt nur zu hoffen, dass nicht auch der Teppichboden bald wieder antanzt! (Bernadette Redl, 28.4.2023)