Jan Böhmermann, hier bei einer Preisverleihung, gab dem "Stern" ein Interview.

Foto: APA/dpa/Henning Kaiser

Am 13. Mai moderiert der deutsche Satiriker Jan Böhmermann gemeinsam mit seinem Kollegen Olli Schulz das Finale des Eurovision Song Contest auf FM4. Zu erwarten ist mindestens ein Feuerwerk der guten Laune. Über weitere Details hält sich Böhmermann in einem Interview mit dem "Stern" bedeckt: "Es ist alles möglich", sagt Böhmermann in dem Interview. "Was genau passieren wird, ist völlig offen."

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DER STANDARD

Mit seinem Co-Moderator Schulz bereite er sich "auf alles vor". Zum Beispiel auch darauf, dass die deutschen Teilnehmer, die Band Lord of The Lost, "plötzlich aus dem Schlagzeug springen", wie es der Interviewer andeutet, oder dass die Band "an diesem Abend unerwartet ausfallen könnte und Deutschland schnell einen Ersatztitel fürs ESC-Finale bräuchte, um sich international nicht zu blamieren", wie sich der Satiriker ausmalt. Was fast schon wie ein geheimer Wunsch klingt. Warum auch nicht? Böhmermann wäre absolut Song-Contest-würdig. Kein anderer nutzt wie er die große Bühne.

"Begeisterungsfähig wie ein besoffener 14-Jähriger"

Zu einer solchen macht er schließlich auch das Interview. Warum er sich so etwas wie den Song Contest überhaupt antue, wird Böhmermann gefragt: "Ich sitze auch im Theater oder im Musical und schaue mir Inszenierungen an, für die sich keine Tanztheaterkritikerin mit Scheiße beschmeißen lassen würde. Und freue mich, wenn ein toller Effekt gelingt. Das ist für mich trotzdem ein schöner Abend. Ich bin begeisterungsfähig wie ein besoffener 14-Jähriger."

Überhaupt liefern die Interviewer vom "Stern", Stephan Maus und Hannes Roß, dem Satiriker eine Steilvorlage nach der anderen, zum Beispiel zum Thema "linke oder rechte Comedy": "Auf diesen Scheiß lasse ich mich nicht ein! Es gibt keine rechte oder linke Comedy. Es gibt nur lustig und nicht lustig. Und Humor kann man für kein Geld der Welt kaufen. Sorry, Elon Musk."

"Gegen Gewalt, aber auch gegen Imperialismus"

Oder Postings auf Twitter: "Auf der anderen Seite sitze ich an der prallgefüllten Brust des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und mache mich in meiner links-grün-versifften Woke-Bubble-Art über die wissenschaftlich bewiesene Nichtexistenz von Cancel-Culture lustig und werde dabei von Leuten bezahlt, die ihr gesamtes intellektuelles Gerüst auf diesem mordslangweiligen Quarkschlagwörterfundament errichtet haben."

"Meinungspolizist Böhmermann"

Oder der Zuschreibung, Böhmermann sei "Meinungspolizist, der dafür sorgt, dass nur noch das eigene Weltbild und die eigene Blase" gelten würden. Böhmermann: "Ich kann die intellektuelle Selbstverengung, die in dieser Frage steckt, nachvollziehen. Aber ich mag es, anderen Perspektiven anzubieten. Und zwar so aufbereitet, dass man nicht darum herumkommt, sich damit auseinanderzusetzen. Das ist der Job. Es ist mir erst mal egal, welche Meinung jemand hat. Wenn diese Meinung nicht beinhaltet, dass andere Menschen in ihrem Leben, in ihrer Freiheit, in ihrer körperlichen Unversehrtheit geschädigt werden."

Keine Frage zu Ibiza-Video

Zu den Vorwürfen des Ibiza-Detektivs Julian Hessenthaler, Böhmermann habe Verschwiegenheitsklauseln zum Ibiza-Video mit seinem Romy-Auftritt gebrochen, wurde der Satiriker nicht befragt.

Der Krieg in der Ukraine habe "sein Weltbild erschüttert", sagt Böhmermann. "Ich bin gegen Gewalt, aber ich bin auch gegen Imperialismus, erst recht, wenn Russland seine dumme Aggression den Alten, Verirrten und Verwirrten so verkauft, wie unsere Vorfahren der Welt ihren Angriffskrieg verkauft haben: mit dieser zynisch behaupteten Opferhaltung. Wir müssen uns verteidigen, indem wir angreifen."

Keine Andeutungen macht Böhmermann übrigens, was passiert, wenn das völlig Unglaubliche passiert, dass es nämlich der österreichische Beitrag von Teya und Salena ("Who The Hell is Edgar?") es ins Finale schafft. Wir werden uns das anhören müssen. Oder, um es mit Jan Böhmermann zu sagen, der wiederum einen "guten Freund" zitiert: "Am Ende bleiben nur Kunst und Liebe." (prie, 3.5.2023)