Angenommen, Sie sind so um die 50 und spüren an einem Wochenende so ein blödes Stechen in der Herzgegend. Je nach Charakter und Wohnort versuchen Sie, das zu bagatellisieren – oder Sie gehen in die nächste Spitalsambulanz und lassen sich anschauen. EKG und Blutbefund sind obligatorisch. Wenn sich das Ganze dann als Roemheld-Syndrom herausstellt (große Gasansammlungen drücken aufs Herz), gehen Sie erleichtert nach Hause.

Wer keine ärztliche Überweisung hat, soll für die Behandlung in einer Spitalsambulanz zahlen, fordert ein Ärztekammervertreter.
Foto: Heribert Corn

Nach den Vorstellungen von Harald Mayer, zweiter Vizepräsident der Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte, haben Sie aber für die ärztlichen Leistungen im Spital "Vollkostenersatz" zu leisten. Weil zu viele Menschen in die Ambulanzen gehen.

Bei falschen Herzbeschwerden kommen Sie noch relativ billig davon. Bei anderen Problemen schon weniger.

Dr. Eisenbart, äh, Mayer meint nämlich: "Wer es schafft, selbst eine Ambulanz aufzusuchen, kann kein Notfall sein." Ohne ärztliche Überweisung dürfe niemand, der keinen Notfall darstellt, eine Spitalsambulanz betreten.

Das ist natürlich vollkommen unrealistisch. Allerdings sind die Ambulanzen überlaufen, und das vor allem am Wochenende. Aber unsere gesellschaftliche Übereinkunft lautet Gott sei Dank eben so, dass ein schneller und solidarischer Zugang zu medizinischer Versorgung gewährleistet sein soll. Notaufnahme-Roulette ist wohl nicht das Richtige. (Hans Rauscher, 10.5.2023)