In regelmäßigen Abständen gibt es Kritik daran, dass Österreicher und Österreicherinnen sich nur wenig am Kapitalmarkt engagieren. Somit bleibt die private Vorsorge oftmals auf der Strecke beziehungsweise auf Sparflamme, weil die Zinsen am Sparbuch ein Jahrzehnt lang de facto nicht vorhanden waren. Die 20 im ATX – Leitindex der Wiener Börse – notierenden Unternehmen schütten für das vergangene Jahr rund sechs Milliarden Euro an Dividenden aus. Wer aber nicht investiert ist, bekommt von diesem Kuchen kein Stück ab.

Wer Geld von seinem Sparbuch abhebt, wird zur Kasse gebeten.
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Wer an seine Veranlagung aber herankommen und Gewinne abschöpfen will oder von seinem Sparbuch Geld abhebt, wird zur Kasse gebeten. Die 25-prozentige Kapitalertragssteuer auf Sparguthaben gibt es seit 30 Jahren. Seit 2011 sind Erträge aus Wertpapieren wie Aktien oder Anleihen mit der Wertpapier-KESt belegt – und zwar egal wie lang diese Papiere gehalten werden. Dieser Satz stieg 2016 auf 27,5 Prozent.

Seit Jahren wird über die Wertpapier-KESt gestritten, die Abschaffung gefordert. Auch die Einführung einer Behaltefrist wird immer wieder ins Spiel gebracht. Das wäre genauso wünschenswert wie Überlegungen zu Freibeträgen für Kleinanleger. Schließlich wird ja bereits versteuertes Geld gespart oder in Aktien investiert. Dass der Staat dann noch mal abkassiert, schafft keinen Anreiz für Veranlagung. Doch die Politik schafft nur eines: Sie zankt sich. Eine Lösung bleibt auf der Strecke. (Bettina Pfluger, 22.5.2023)