Auf Google Maps erscheint der Leblweg in Pichling noch als grüner Acker, die Traktorspuren im Gemüse sind deutlich zu erkennen. Die Realität ist bereits eine andere: Überfliegt man das von den gemeinnützigen Bauträgern WAG, Giwog und Neue Heimat bebaute Stadterweiterungsgebiet im Süden von Linz mit einer Drohnenkamera, so stellt man fest, dass sich auf den Flachdächern der kürzlich errichteten Häuser ein riesiges Solarkraftwerk befindet.

Erneuerbare Energien; Wohnbau; Linz
Auf den Dächern der Wohnanlage in Pichling bei Linz wird Sonnenstrom erzeugt und zum Selbstkostenpreis an die Mieter verkauft. Ein Weiterverkauf an andere ist derzeit nicht möglich.
GIWOG

"Wir verwalten in der Giwog rund 12.700 Wohneinheiten, und die meisten davon sind Altbestand von 1905 bis heute", sagt Wolfgang Modera, Vorstandsvorsitzender der Gemeinnützigen Industrie-Wohnungs-AG, kurz Giwog. "Doch vor vier Jahren haben wir damit begonnen, auf unseren Häusern Photovoltaik-Anlagen zu errichten und den Strom unseren Mietern zur Verfügung zu stellen." Verkauft wird die Kilowattstunde für 12,4 Cent – das liegt im Bereich der derzeit billigsten Haushaltsstromanbieter Oberösterreichs.

Verkauf ohne Aufpreis

Der genaue Preis, meint Modera, berechne sich aus den Errichtungskosten sowie aus einer Hochrechnung der zu erwartenden Wartungs- und Reparaturaufwände, die auf die durchschnittliche Betriebsdauer der Anlage umgelegt werden. "Wir verkaufen den Strom im Sinne der Gemeinnützigkeit ohne Aufpreis weiter", sagt der Vorstandschef der Giwog. "Im direkten Vergleich mit einem lokalen Stromanbieter ersparen sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner auf diese Weise durchschnittlich 280 Euro pro Jahr."

Insgesamt betreibt die Giwog 31 hauseigene PV-Anlagen mit einer Summe von 490 Kilowatt Peak, mit denen sie rund 320 Wohnungen versorgt – darunter Neubauten wie jene in Pichling, aber auch thermisch sanierte und technisch ertüchtigte Altbauten wie etwa eine Sechzigerjahre-Wohnsiedlung in der Linzer Unionstraße. Noch mal so viele Anlagen im ähnlichen Leistungsspektrum befinden sich derzeit in Planung und in Bau.

Sehr hohe Anschlussquote

"Die Rückmeldungen unserer Mieterinnen und Mieter sind sehr positiv, und die Anschlussquote an die PV-Anlagen ist mit jenseits der 90 Prozent in den meisten Wohnhausanlagen enorm hoch", so Modera. "Allerdings ist die derzeitige gesetzliche Lage so, dass wir den überschüssigen Strom im Sommer und an besonders guten Wettertagen nicht an Bewohner anderer Wohnhausanlagen weiterverkaufen dürfen, wie wir das gerne tun würden, sondern gezwungen sind, das überschüssige Delta ins öffentliche Netz einzuspeisen."

Die Regelung basiert auf dem Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetz (Elwog) §16a, das seit 2017 unterschiedliche Formen von Energiegemeinschaften regelt. Demnach sind Bauträger wie auch andere institutionelle und gewerbliche, gewinnorientierte Unternehmungen – damit sie sich keinen wirtschaftlichen Vorteil davon verschaffen – von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften generell ausgeschlossen.

"Doch die Gefahr der wirtschaftlichen Bevorteilung", so Modera, "trifft auf uns nicht zu, denn wir sind ja sowieso verpflichtet, im Sinne der Gemeinnützigkeit zu agieren. Daher würde ich es sehr begrüßen, wenn das BMK die prinzipielle Sinnhaftigkeit dieser gesetzlichen Regelung teleologisch auslegt – und uns den Zugang zu liegenschaftsübergreifenden Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften ermöglicht."

Zu Unrecht ausgeschlossen

Die Giwog steht mit dieser Forderung nicht allein da. Auch andere Gemeinnützige fühlen sich vom Elwog zu Unrecht ausgeschlossen. Die Unzufriedenheit in der Branche ist nicht zu überhören. Auch Bernadette Fina, die am Austrian Institute of Technology (AIT) im Bereich Energiegemeinschaften forscht, erklärt im Gespräch: "Aktuell ist es so, dass Bauträger von Erneuerbare-Energie-Gemeinschaften ausgeschlossen sind. Nachdem sich gemeinnützige Bauträger aber per Statuten ohnehin nicht bereichern dürfen, würde ich es begrüßen, die Zugänglichkeit zu vergrößern. Damit könnten wir die Entwicklung vorantreiben. Davon würden alle profitieren." (Wojciech Czaja, 8.6.2023)