Künstliche Intelligenz könnte leerstehende Wohnimmobilien ausfindig machen und mobilisieren, stadtplanerische Entwicklungen simulieren oder Energiekosten niedrig halten. Doch so weit sind die Menschen noch nicht, speziell jene in Österreich. Vorbehalte und Ängste prägen das Bild, was den Einsatz von KI betrifft.

Felix Expeltauer; Neos; Linz; Wohnbau
Der Linzer Neos-Politiker Felix Eypeltauer und...
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Man müsse die Menschen eben langsam an solche Neuerungen heranführen, sagte Peter Binder (SPÖ), Dritter Präsident des Oberösterreichischen Landtags. Mit Smart Metern könne etwa Energieverschwendern nachgespürt werden – eine langsame Bewusstseinsveränderung, die im doppelten Sinne nachhaltig vonstatten ginge. Die Infos sollten zunächst von einer realen Person kommen; es muss ja nicht alles gleich der Chatbot erledigen.

Peter Binder; SPÖ; Linz; Wohnbau
... Peter Binder von der SPÖ sehen rund ums Bauen und Wohnen zahlreiche Anwendungsgebiete für künstliche Intelligenz.
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Binder bestritt die "politische Debatte" auf dem Wohnsymposium, sein Gegenüber war Felix Eypeltauer, Klubobmann der Neos im Oberösterreichischen Landtag. Moderiert hat STANDARD-Redakteur Eric Frey. Für Eypeltauer ist klar, dass das Thema künstliche Intelligenz im Wohnbau früher oder später ankommen wird – und zwar aus Gründen des Kostendrucks. "Alle Akteure, auch die Gemeinnützigen, werden sich früher oder später den Herausforderungen stellen müssen, wie man neue Technologie verwenden kann, um effizienter zu arbeiten". Doch dafür brauche es Know-how – und um dieses aufzubauen, dafür tue die Alpenrepublik zu wenig. Deutschland habe eine fünf Milliarden Euro schwere Digitalisierungsstrategie am Laufen. In Österreich sollen nun 65 Millionen Euro investiert werden, "es müssten aber 500 Millionen sein", sagte Eypeltauer unter Anwendung des üblichen Faktors zehn in Vergleichen von Österreich und Deutschland.

KI-Forscher fehlt das Geld

Eypeldauer sprach den Fall des KI-Forschers Sepp Hochreiter an, der 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kündigen musste, weil er nicht genug Geld für seine Forschungen hat. "Bin ich also zufrieden mit der Art und Weise, wie wir als Politik Digitalisierung machen? Nein!", sagte Eypeltauer.

Und er plädierte für Zuversicht. "Ja, das Thema KI löst Skepsis aus." Menschen hätten Angst um ihre Jobs, das sei durchaus verständlich. "Ich glaube aber, dass die Menschen, die jetzt schon arbeiten, sinnvoller arbeiten werden können. Das kann man auch positiv sehen."

Unterstützung bei der Raumplanung und in den weiteren eingangs erwähnten Anwendungsgebieten – das sei alles denkbar, darin waren sich Binder und Eypeltauer einig. Und man könnte mit KI etwa auch "durchsimulieren, was eine Norm kostet und was sie wirklich bringt" – für Binder wäre das ein "spannender Forschungsauftrag". Doch oft würde es an Daten fehlen, um die KI entsprechend zu füttern. "Ein großes Manko", meinte Eypeltauer.

Widmungskompetenz auf Länderebene

SPÖ-Mann Binder überraschte dann noch mit einer kryptischen Aussage zur Raumordnung, kryptisch aus Gründen: "Dazu sage ich nichts, dafür gibt es zu viele Bürgermeister in dem Land, die meiner Partei angehören." Dass er hier mit Eypeltauer auf Linie ist, der die Widmungskompetenz auf Länderebene heben will, lag nahe.

Wo sich die beiden sonst noch einig waren: Bauordnungen vereinheitlichen "und generell über eine Bundesstaatsreform nachdenken" (Binder). Die Länder hätten durchaus andere Aufgaben, "wir würden uns nicht wegrationalisieren". Derzeit stehe aber in zu vielen Sitzungen im Linzer Landtag diese eine Frage im Vordergrund: "Wie können wir unbedingt etwas anders machen als die Niederösterreicher?" (Martin Putschögl, 9.6.2023)