Jungforscherin Negar Asadi.
Helmut Krbec

Negar Asadi ist Studentin am FH Campus Wien und ausgezeichnete Nachwuchsforscherin im Bereich Biotechnologie: Kürzlich erhielt sie für ihr Bachelorprojekt den Young Pharma Award. Sie hat einen Ansatz zur Herstellung eines therapeutischen Impfstoffs mitentwickelt, der bei HP-Viren eingesetzt werden könnte. Humane Papillomaviren (HPV) können Geschlechtskrankheiten verursachen und Gebärmutterhalskrebs auslösen.

Behandlung während Infektion

Mit der nun erdachten Impfung wäre es möglich, Personen, die bereits eine HPV-Infektion und somit eine erhöhte Krebsgefahr haben, zu behandeln, selbst wenn schon Tumorgewebe nachweisbar ist. Das Thema liegt der jungen Forscherin am Herzen: "Im Iran, wo ich herkomme, spricht man einfach nicht über Sexualität oder sexuelle Gesundheit. Und sogar hier in Österreich, einem offeneren Land, in dem ein Impfstoff gegen HPV verfügbar ist, lassen sich viele nicht impfen", sagt Asadi. Zwar gibt es präventive Impfungen, doch kommen diese bei bereits infizierten Personen zu spät. Hier setzt das Projekt der 22-Jährigen an. Kommt es zur Tumorbildung, lautet die Standardbehandlung Chemotherapie und operativer Eingriff, was die Fruchtbarkeit negativ beeinflussen kann. Der therapeutische Impfstoff hingegen wird angewandt, wenn sich bösartige Zellveränderungen feststellen lassen.

Asadi kam mit 13 Jahren von Teheran nach Wien und musste als Erstes intensiv Deutsch lernen. "Das war zunächst sehr herausfordernd, aber auch eine spannende Challenge, aus der ich viel gelernt habe", sagt sie. In der Schule fokussiert sie sich auf naturwissenschaftliche Fächer. Vor allem Zell- und Molekularbiologie haben es ihr angetan. Es folgt das Studium der Molekularen Biotechnologie an der FH Campus Wien. "Im Laufe des Studiums habe ich gemerkt, wie spannend ich Immunologie und Virologie finde: Was passiert, wenn man krank wird? Wie breiten sich Viren aus?", erzählt Asadi. Zur Vertiefung arbeitet sie während ihres Bachelorpraktikums beim Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg in einer Forschungsgruppe, die sich der Entwicklung des therapeutischen Impfstoffs gegen HPV-induzierte Tumore widmet.

Gut versteckt

Der Kniff sind im Labor identifizierte und charakterisierte HP-Peptide, die eine Reaktion der T-Zellen im Körper auslösen und das Immunsystem der Betroffenen aufwecken. "So kann man bereits entstandenen Zellveränderungen entgegenwirken. HPV-Viren verstecken sich im Körper so gut, dass sie von den körpereigenen Immunzellen nicht so leicht erkannt werden", erklärt sie.

Auch künftig will Asadi anwendungsorientiert forschen – am liebsten in der Onkologie und Immunotherapie – und Experimente durchführen. Funktioniere ein Experiment einmal nicht, sieht sie das als lehrreiche Herausforderung: "Wenn es nicht kommt wie erwartet, muss man einfach schauen: Wie kann ich das Problem lösen?", sagt Asadi. (Pia Gärtner, 18.6.2023)