Die YouTuberin und Influencerin Kayla Shyx befasst sich nun in einem zweiten Video mit Übergriffen auf Frauen. 
Die Youtuberin und Influencerin Kayla Shyx befasst sich nun in einem zweiten Video mit Übergriffen auf Frauen.
IMAGO/Gartner

Kayla Shyx hat kurz nach ersten Vorwürfen gegen das Umfeld der Band Rammstein und deren Sänger Till Lindemann selbst in einem Video von ihren Erlebnissen bei einem Rammstein-Konzert berichtet. Anfang Juni hatten mehrere Frauen schwere Vorwürfe erhoben. Zwei Frauen behaupteten, sie hätten mutmaßlich sexuellen Handlungen nicht zugestimmt, andere beschrieben – etwa gegenüber dem NDR und der "Süddeutschen Zeitung" –, dass sie gezielt für Sex rekrutiert worden seien. Inzwischen hat die Berliner Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen Lindemann aufgenommen. Der Rammstein-Frontmann hat die Vorwürfe gegen ihn zurückgewiesen. Es gilt die Unschuldsvermutung.  

Viele sahen durch das Video von Kayla Shyx zahlreiche Vorwürfe bekräftigt. Nun hat die 21-Jährige ein weiteres Video veröffentlicht, in dem sie über Erfahrungen mit sexualisierten Übergriffen bzw. Belästigung spricht und darüber, warum es für sie lange schwierig war, diese als solche zu begreifen.

Es ist kein Spaß

Deshalb sei es enorm wichtig, Frauen zu unterstützen, die sich entschließen, sexualisierte Übergriffe anzuzeigen oder darüber zu reden. Noch immer gebe es das Vorurteil, Frauen würden "aus Spaß oder Langeweile" sexualisierten Missbrauch anzeigen. Jene, die das behaupteten, müssten sich einmal die "Pros" und "Kontras" ansehen – "viele Pros gibt es nicht", sagt Shyx. Sie hält in ihrem aktuellen Video dennoch ein deutliches Plädoyer dafür.

Video: "Die Nachwirkung der Rammstein-Problematik"
Kayla Shyx spricht darüber, warum es schwer sein kann, sich gleich und vehement gegen Übergriff zu wehren.
Kayla Shyx

Sie selbst habe einen Fall von Beleidigung zur Anzeige gebracht, trotzdem habe es für den betreffenden Mann keine Konsequenzen gegeben, erzählt sie. Doch ein Polizist habe sie in ihrem Vorgehen bestärkt, denn wenn es gegen denselben Mann noch eine und womöglich eine dritte Anzeige gebe, könne es letztlich sehr wohl Konsequenzen geben. Übergriffige Männer müssten sehen, dass so ein Verhalten nicht einfach durchgehe.

Hadern mit dem eigenen Verhalten

Shyx beschreibt auch ein Erlebnis als 17-Jährigie mit sexueller Belästigung. Lange habe sie den Vorfall vor sich selbst heruntergespielt, habe den betreffenden Mann sogar vor sich selbst verteidigt und die Verantwortung bei ihr gesucht – obwohl sie sich gewehrt habe. Erklärungen, warum sie nicht lauter und härter gegen den damaligen Freund vorging, habe sie erst später, auch mithilfe einer Therapie, gefunden. Es sei in so einer Situation enorm schwer, sich einzugestehen, dass man nicht mehr die Kontrolle, "keine Wahl" habe. Zu realisieren, dass man in "Gefahr ist", sei "unfassbar schwer und beängstigend". Daher befasse man sich im Nachhinein oft lieber damit, welche Handlungsmöglichkeiten man doch gehabt hätte, was man hätte anders machen sollen, dass man dies oder jenes nicht hätte anziehen sollen, dass man nicht hätte flirten sollen.

Sie selbst habe das Gefühl gehabt, diese Situation kleinhalten zu müssen, erzählt Shyx. So, als ob niemand mitbekommen dürfe, dass diese Person übergriffig sei. Sie könne es nachvollziehen, dass man in bestimmten Situation wegen der beschriebenen Dynamiken nichts sage, letztlich schütze man aber damit das Problem. Deshalb sei die Unterstützung für Frauen, die über Belästigung und Übergriffe sprechen, so wichtig. (beaha, 20.6.2023)