Josef Muchitsch
Warnt vor einer "Willkommenskultur": Gewerkschafter Josef Muchitsch.
APA/ROLAND SCHLAGER

Der Umgang mit dem Thema Migration ist in der SPÖ nach wie vor umstritten. Woran das unter anderem liegt, brachte ein Interview mit Josef Muchitsch zutage, dem frischgekürten Chef der sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG). Eine "Willkommenskultur" dürfe es auch in Zukunft nicht geben, sagte Muchitsch am Mittwoch in Ö1. Statt zusätzlicher Arbeitskräfte aus dem Ausland sollten Menschen, die bereits in Österreich leben, Vorrang bei Jobs haben.

Damit formulierte Muchitsch eine Gewerkschaftsposition, die sozialdemokratische Arbeitnehmervertreter schon seit Jahrzehnten vertreten. Nun jedoch trifft diese Ansage auf eine neue Lage. Die Personalnot lastet auf immer mehr Branchen – und der neue SPÖ-Vorsitzende Andreas Babler hat die 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich zum Leuchtturmprojekt erklärt.

Dafür müsste die Arbeitslast auf mehr Schultern verteilt werden. Woher soll man diese nehmen ohne gezielte Einwanderung, wo schon jetzt an allen Ecken und Enden Arbeitskräfte fehlen? Um alle Potenziale auszuschöpfen, müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, antwortet man im ÖGB auf diese Frage – doch laut vielen Fachleuten wird das nicht reichen. Einwanderungskritische, konservative Gewerkschafter in einer erneuerungswilligen Sozialdemokratie – hier herrscht eindeutig Diskussionsbedarf. (Irene Brickner, 21.6.2023)