OMV und Russland
Die OMV sitzt auf Lieferverträgen mit Russland bis ins Jahr 2040.
IMAGO/ITAR-TASS

Das Chaos in Russland zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, den Gasbezug möglichst rasch zu diversifizieren. Viele Länder in Europa haben es in vergleichsweise kurzer Zeit tatsächlich geschafft, sich aus der Gasumklammerung Russlands zu lösen, wenn auch zu einem hohen Preis. Eines dieser Länder ist Deutschland, das lange Zeit mit ganzem Gewicht an der russischen Pipelineschnur hing. Noch länger hängt Österreich dran. Was aber ist hierzulande geschehen bei der Verringerung der Abhängigkeit? Eher wenig bis nichts.

Wie in Deutschland galt auch hierzulande jahrelang als Nestbeschmutzer, wer nach Alternativen rief. Beileibe nicht allen war wohl dabei zu wissen, dass Österreich bei Gas zu 80 Prozent von einem einzigen Lieferanten, Russland, abhing. Andere verdrängten es oder wollten es nicht wissen. Schließlich war es lange Zeit sehr bequem, günstig und warm im Doppelbett mit Russland zu kuscheln.

Hohe Abhängigkeit

Zumindest die Einstellung hat sich geändert. Alle sagen nun, es sei ein Fehler, man müsse das Gas dringend von woanders beschaffen. Dennoch kommen noch immer mehr als 5o Prozent aus Russland. Eine ähnlich hohe Abhängigkeit haben nur noch Ungarn, Slowenien und die Slowakei. Es stellt sich die Frage, warum die österreichische Regierung das Thema bisher nicht aktiver angegangen ist. Deutschland war gezwungen, den Rückwärtsgang einzulegen, weil zuerst über Belarus und Polen kein Gas aus Sibirien mehr ankam und nach dem Anschlag auf die Nord-Stream-Pipeline auch die Ostseeroute ausgelassen hat. Österreich hingegen bekommt bis auf den heutigen Tag russisches Gas geliefert, auf dem Transitweg durch die Ukraine und die Slowakei.

Ein Verdacht drängt sich auf: Der OMV, die auf den Lieferverträgen mit Russland bis 2040 sitzt, kommt gar nicht ungelegen, dass russisches Gas weiter fließt. Weil der vereinbarte Preis deutlich unter Weltmarktniveau liegt, kann der Öl-, Gas- und Chemiekonzern so lange den Gewinn optimieren, bis jemand "Schluss" sagt. Die Regierung könnte das per Gesetz machen, schaut aber zu. Und schneidet in Form hoher Dividenden mit. Allein für das vergangene Jahr gab es für den 31,5-Prozent-Staatsanteil an der OMV mehr als 600 Millionen Euro, die in das Budget geflossen sind. Und fast 100 Millionen, die die OMV als Zufallsgewinn abzuliefern hatte. Es ist ganz schön viel Scheinheiligkeit dabei, zu sagen, wir möchten die Abhängigkeit loswerden, es geht halt schwer. Mehr Ehrlichkeit wäre gut. (Günther Strobl, 26.6.2023)