Es ist wieder einmal so weit. Am Freitagvormittag halten die Schülerinnen und Schüler in Ostösterreich ihre Jahreszeugnisse in Händen. Sind die Noten gut, kann man sie bei den Eltern und Großeltern vielleicht in Bares umwandeln. Sind sie eher so lala, verschwindet das frustrierende Blatt Papier wohl schnell ganz hinten in einer Lade.

Raus aus der Schule! Braucht es wirklich ein Zeugnis mit Ziffernnoten im Gepäck?
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Zu mehr sind Ziffernnoten aber auch nicht nutze. Unter dem Vorwand von Transparenz und Vergleichbarkeit hält sich diese Art der Bewertung von Kindern und Jugendlichen in Österreich seit Jahrhunderten. Und das, obwohl mittlerweile längst erwiesen ist, dass das Benotungssystem die natürlich angelegte Neugier und Freude am Lernen im Kind zerstört. Zu kuschelpädagogisch? Schließlich soll Lernen nicht Freude machen, sondern erfolgreich? Formulieren wir es anders: Noten stehen einem Lernerfolg massiv im Wege. Vor allem zu Beginn der Schulzeit demotivieren sie, schüchtern ein, machen ängstlich. Erhalten Kinder hingegen regelmäßiges Feedback zu Schwächen und vor allem zu Stärken auf Augenhöhe, entwickeln sie sich nachweislich schneller, weil das innere Bedürfnis zu lernen erhalten bleibt.

Davon profitieren nicht nur "gute" Schüler, sondern ganz besonders solche mit Lernschwächen oder psychischen Problemen. Eine Gruppe, die seit Corona immer größer wird. Zahlreiche Schulsysteme tragen diesen Erkenntnissen weltweit bereits Rechnung. Das sind wir auch unseren Kindern schuldig. (Manuela Honsig-Erlenburg, 30.6.2023)