Ein großer, roter
Aus für die Schuhkette Delka: Die Online-Konkurrenz ist zu mächtig.
APA/HELMUT FOHRINGER

Zum Beispiel die Schuhketten Salamander und Delka. Sie sperren in Österreich zu, unter anderem weil sie gegen den mächtigen Onlinehandel nicht mehr ankommen. Rund 300 Beschäftigte werden gekündigt.

Oder der Möbelkonzern Kika/Leiner. Gleich nach einem Verkauf durch René Benkos Signa-Gruppe hat ihn der neue Eigentümer in die Insolvenz geschickt. Die Verluste sind bereits seit Jahren horrend; knapp 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlieren ihre Jobs.

Oder das traditionsreiche Opel-Werk in Wien-Aspern. Der Eigentümer Stellantis, einer der weltgrößten Autokonzerne, hat entschieden, seine Bemühungen in Richtung E-Mobilität auf Frankreich zu konzentrieren. Die Dependance in Wien, bereits seit Jahren marod, schließt deshalb endgültig. Auch hier sind rund 300 Beschäftigte betroffen.

Drei Meldungen der vergangenen Wochen – ein Eindruck, der sich in der Öffentlichkeit herausbildet: Da beginnt es stark zu krachen in der heimischen Wirtschaft. Vor allem die Arbeitslosigkeit steigt wohl rasant.

Allerdings, kurioserweise stimmt das nicht. Zwar stagniert Österreichs Wirtschaftsleistung. Zwar ist auch die Inflation fast unverändert auf Rekordhoch – die soeben erschienenen Zahlen für Juni weisen eine Rate von acht Prozent aus. Doch: All das schlägt kaum auf die Arbeitslosigkeit durch.

Niedrige Arbeitslosigkeit

Im vergangenen Mai lag sie mit 5,9 Prozent zwar geringfügig über jener des Mai des Vorjahres – davon abgesehen jedoch handelt es sich um die geringste Arbeitslosigkeit seit dem Jahr 2012. Es spricht Bände, dass sich Unternehmen und andere Institutionen – von Supermarktketten über die Post bis zum Bundesheer – derzeit um jene Arbeitskräfte reißen, die beispielsweise bei Kika/Leiner ihre Jobs verlieren.

Was ist da los? Zum einen wirkt der Boom nach der Corona-Krise, obwohl er inzwischen ausgelaufen ist, auf dem Arbeitsmarkt weiter. Und dann gibt es noch den demografischen Wandel, dessen Folgen sich zeigen: Wegen der Alterung der Bevölkerung werden Menschen im arbeitsfähigen Alter knapp. Deshalb liegt die Zahl der offenen Stellen auf Rekordniveau, und viele Unternehmen suchen händeringend nach Mitarbeitern – trotz schwacher Wirtschaft.

Wird das so bleiben? Zwar rechnen Ökonominnen und Ökonomen derzeit nicht mit schweren Verwerfungen auf dem Arbeitsmarkt – aber die Situation ist fragil. Die EZB erhöht wegen der Inflation gerade laufend die Zinsen: Das erhöht die Kosten für Kredite und Investitionen und birgt die Gefahr einer weiteren Schwächung der Wirtschaft. In Österreich liegt die Teuerung überdies sogar weit über dem Schnitt der Eurozone. Es besteht die Gefahr, dass die Menschen massenhaft beginnen, ihre Ausgaben zurückzufahren, weil sie wegen ihrer schwindenden Kaufkraft keine andere Wahl haben. Das kleine Jobwunder ist also gefährdet. Es muss gegen Kaufkraftverluste ebenso ankommen wie gegen Zinserhöhungen.

Österreich muss in dieser Situation vor allem kluge Maßnahmen gegen die Inflation setzen. Der Druck, den die türkis-grüne Regierung auf Energieversorger ausübt, um niedrigere Preise zu erzwingen, ist zumindest ein guter erster Schritt. Weitere müssen folgen, insbesondere bei den Mieten, die sich inflationsbedingt immens erhöhen. Damit Salamander, Stellantis und Leiner lediglich bedauerliche Einzelfälle bleiben. (Joseph Gepp, 30.6.2023)