Es liegt auf der Hand, dass jedem Menschen das Wohlbefinden und die Sicherheit seiner Lieben am Herzen liegen. Befinden sich diese fern von einem selbst, und ist man unsicher, ob es ihnen gut geht, kann das je nach Naturell ein Auslöser sein, sich Sorgen zu machen. Ganz besonders, wenn diese auf sich gestellt sind und sich altersbedingt oder krankheitsbedingt nicht in jeder Situation selbst helfen können.

Dass es inzwischen diverse technische Möglichkeiten gibt, um durch einen kurzen Blick aufs Handy jederzeit zu wissen, wo Kinder, Partnerin oder Partner oder auch die betagten eigenen Eltern sich gerade befinden, wirft Fragen auf. Inwiefern ist es in Ordnung, ständig sehen zu können, wo die andere Person gerade ist? Und gibt es wirklich gute Gründe dafür, andere zu tracken?

Tracking: Eine gute Idee?

Der technische Fortschritt ist diesbezüglich nicht aufzuhalten: Handy-Apps, (Kinder-)Uhren mit Tracking-Funktion und diverse Tracking-Devices ermöglichen es auch technisch unbedarften Menschen, jederzeit informiert zu sein, wo sich jene befinden, die einem nahestehen. Doch nicht alles, was theoretisch möglich ist, muss moralisch vertretbar sein. Bloße Neugier oder ein Schutzbedürfnis sind schließlich das eine, Kontrolldrang und ständige Überwachung das andere.

Eine Frau schaut mit ernstem Gesicht auf das Handy in ihrer Hand
Wer immer wissen möchte, wo seine Lieben gerade sind, kann Tracking Tools nutzen. Aber wozu?
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Handelt es sich um das eigene Kind, dessen Aufenthaltsort man rund um die Uhr akribisch mitverfolgt, muss man sich den Vorwurf der Helikopterelternschaft wohl oder übel gefallen lassen. Ist es der Partner oder die Partnerin, die man auf Schritt und Tritt per Tracking beobachtet, stellt sich die Frage nach dem Warum umso mehr. Menschen, die schwer vertrauen können oder unter massiver Eifersucht leiden, steht damit quasi auf Knopfdruck eine Möglichkeit zur Kontrolle des anderen zur Verfügung. Ob es sehr gesund ist, ständig davon Gebrauch zu machen, und eine stabile Partnerschaft fördert, ist die andere Frage.

Andererseits kann es natürlich Situationen geben, in denen das Tracking unbestritten praktisch ist. Wenn Kinder im Volksschulalter erste Schritte in die Selbstständigkeit machen, im Alltag erstmals alleine unterwegs sind und auch beginnen, die Öffis ohne elterliche Begleitung zu nutzen, kann es hilfreich sein, auf dem eigenen Handy-Display mitzuverfolgen, ob das Kind sicher in der Schule oder bei einem Freund zu Hause angekommen ist. Und sind die eigenen Eltern gesundheitlich nicht mehr ganz fit oder leiden unter Demenz, kann es sogar lebensrettend sein, ihren Aufenthaltsort auf diese einfache Art ausfindig machen zu können, wenn sie plötzlich nicht mehr erreichbar sind.

Freilich stellt sich auch die Frage, inwiefern man mit der anderen Person offen darüber kommuniziert, dass man Vorkehrungen nutzen möchte, sie zu tracken. Viele ältere Menschen können vermutlich nachvollziehen, dass derlei zu ihrem eigenen Schutz sinnvoll sein könnte. Kindern kann man den Gedanken dahinter vielleicht auch noch in einem Gespräch verständlich machen. Doch bis zu welchem Alter und welchem Grad der Selbstständigkeit hält man daran fest? Ist das Kind bereits ein Teenager, sieht es mit der Notwendigkeit dazu vielleicht längst anders aus. Jugendliche werden eventuell nicht damit einverstanden sein, unter ständiger elterlicher Beobachtung zu stehen. Und wenn man derlei in der Beziehung praktizieren will, sollten im Idealfall zumindest beide davon wissen.

Wie stehen Sie zum Tracking?

Nutzen Sie die entsprechende Technologie bereits aktiv, oder könnten Sie sich das theoretisch vorstellen? Unter welchen Umständen halten Sie es für sinnvoll, jemanden zu tracken? Haben Sie es offen thematisiert oder heimlich getan? Oder warum halten Sie von Tracking absolut nichts? Diskutieren Sie im Forum! (Daniela Herger, 3.7.2023)