Elisabeth-Joe Harriet hat im Sommer eine Lieblingsbeschäftigung im Garten ihrer Villa: Pondering, in den Teich reinschauen.

Schauspielerin Elisabeth-Joe Harriet in ihrem Garten in Klosterneuburg
Gerade im Sommer fällt es Elisabeth-Joe Harriet schwer, ihren Garten zu verlassen, um auf Reisen zu gehen.
Lisi Specht

"Diese Treppe im Garten ist mein absolutes Lieblingsplatzerl, ein Ort zur seelischen und geistigen Erholung, zum tiefen Meditieren, zum Loslassen, umgeben von Wasser. Im Englischen gibt es dafür einen wunderbaren Begriff: "The pond" ist der Teich, "to ponder" heißt so viel wie "in den Teich reinschauen", um über das Leben zu reflektieren. Ich pondiere hier regelmäßig, im Sommer täglich, und das Wasser, das hier über eine Kreislaufpumpe in den Teich plätschert, beruhigt mich ungemein! Im Sommer haben wir oft Spatzen und Amseln zu Besuch, die hier trinken und ein Bad nehmen.

Goethe hat einmal den so wunderbaren Satz niedergeschrieben: "Was hat ein Gärtner zu reisen?" Und recht hat er! Berufsbedingt ist der Sommer für meinen Mann Friedhelm Boschert und mich die einzige Möglichkeit, zu verreisen, und ich bin sehr, sehr gerne auf Reisen, am liebsten am Wasser, am Meer oder an einem See, aber gerade in der schönsten Jahreszeit den Garten zu verlassen, da blutet mir das Herz! Obwohl wir hier an einer vielbefahrenen Straße mitten in Klosterneuburg sind, hört man hier hinten im Garten fast keinen Verkehrslärm. Es ist, als würde man eine grüne Insel betreten.

Wohnräume und Garten von Elisabeth-Joe Harriet
Die Villa ist100 Jahre alt und 240 Quadratmeter groß.
Lisi Specht

Das Haus und der Garten sind nicht nur für uns eine Heimat, sondern auch für viele, viele Tiere, die wir seit langem sammeln oder die uns einfach zugeflogen sind. Man muss wissen: Ich bin mit Hunden und Pferden aufgewachsen, aber durch meinen Beruf scheint es mir heute unmöglich, ein Haustier zu halten, denn das geht nur, wenn man dem Tier mit Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit begegnet. Wir wollen keine Tiere einsperren und domestizieren, das wäre die reinste Tierquälerei! Und so greifen wir zu einem willkommenen Substitut – zu unechten Tieren.

Wohnung elisabeth-joe harriet
Harriet und ihr Mann sammeln unechte Tiere in allen möglichen Farben und Formen. Sie alle sind in Haus und Garten verstreut.
Lisi Specht

Das Haus ist zwar, ehrlich gesagt, eh schon voll genug, aber sobald ich Tiere sehe, ist es um mich geschehen: Hunde, Hühner, Igel, Pferde, Fische, Schlangen, Salamander, Elefanten, Schildkröten – in Form von Holz, Stein, Metall, Fotos, Kunstwerken, Skulpturen, Lampen, Pölstern, Tischtüchern, Fußmatten, Türstoppern, Intarsien, bedruckt, aufgemalt, aufgestickt, Mitbringsel aus aller Herren Länder. Insgesamt sind hier an die 400 Tiere verstreut. Und natürlich bietet unser Garten auch Unterschlupf für allerhand echte Tiere. In der Hecke und im Teich wohnt sogar eine Äskulapnatter. Und mit unserer Putzfrau haben wir vereinbart, Spinnennetze nicht zu entfernen.

Wohnung und Garten elisabeth-joe harriet
Ein paar echte Tiere gibt es in Haus und Garten aber auch: Spinnen, Spatzen, Amseln und eine Äskulapnatter.
Lisi Specht

Dieses Haus hat Charakter. Eine 100 Jahre alte Villa, 240 Quadratmeter groß, massiv errichtet, als man Gebäude wirklich noch gebaut und in Handarbeit errichtet hat. Heutige Häuser werden ja eher aufgestellt und hingestellt. Als wir das Haus 2004 zum ersten Mal gesehen haben, wussten wir gleich: Das ist es! Auch wenn die Außenseite mit dem braunen Anstrich nicht wirklich schön war. Dies wie auch die maroden Fenster, die kaputte Heizung und die teilweise zerstörten Parkettböden haben wir in nur drei Monaten repariert und das Haus von Grund auf restauriert. Und ich freue mich, dass es uns trotz Entfernung einiger Innenmauern gelungen ist, den Charme und Charakter des Hauses zu bewahren.

Diese Villa war eine alte Dame, und sie ist es immer noch. Was wären wir ohne unsere Geschichte! Daher kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, dass sich die meisten Menschen nicht für die Vergangenheit interessieren, dass sie aus dem Gestern so wenig lernen und dass immer nur das Neue das Beste ist. Wenn ich nicht weiß, was war, und mir dessen nicht bewusst bin, was ist, dann kann ich doch auch nicht werden! Nicht umsonst beschäftige ich mich heute mit Historientheater.

Wohnräume Elisabeth-Joe Harriet
Elisabeth-Joe Harriet interessiert sich sehr für Geschichte und beschäftigt sich mit Historientheater.
Lisi Specht

Mein persönliches Ziel jedenfalls ist, eines Tages, wenn ich nicht mehr lebe, ein möglichst gutes, wertvolles und interessantes immaterielles Erbe und einen möglichst geringen materiellen Fußabdruck auf dieser Erde zu hinterlassen." (Wojciech Czaja, 17.7.2023)