Temperaturen um die 40 Grad tagsüber und 30 Grad nachts machen den Menschen in weiten Teilen Südeuropas zu schaffen. Zwischenzeitlich gab es mancherorts Entspannung – etwa in Südspanien. Andere Länder wie Griechenland verzeichneten örtlich Höchstwerte von bis zu 44 Grad. Im Westen der Türkei wurden 48 Menschen wegen Hitzschlags im Krankenhaus behandelt. 

Behörden mehrerer Länder schickten Warnungen an die Bevölkerung aus. Der europäischen Raumfahrtbehörde Esa zufolge könnten die Temperaturen demnächst sogar an die höchsten jemals in Europa gemessenen heranreichen. Bisher liegt der Europa-Rekord bei 48,8 Grad, die im August 2021 auf Sizilien erreicht wurden.

Alarmstufe Rot in italienischen Städten

Italien leidet bereits seit Tagen unter der Hitze. Wegen des Hochs Cerberus (Cerbero in Italien) – so heißt der mehrköpfige Höllenhund aus der griechischen Mythologie – wurde unter anderem auf Sardinien und in der Region Apulien am Mittwoch die 40-Grad-Marke geknackt. Für etliche Städte rief das Gesundheitsministerium am Wochenende die höchste Alarmstufe Rot für Hitze aus, darunter Bari, Bologna, Perugia und Rom. Dabei wird Leuten geraten, das Sonnenlicht zwischen 11 und 18 Uhr zu meiden und besonders auf den Schutz älterer Personen und anderer vulnerabler Gruppen zu achten.

Eine Frau kühlt sich mit einer kalten Getränkeflasche ab. Im Hintergrund hat eine Frau ein Kleidungsstück über den Kopf gehüllt.
Auch in Rom wird Abkühlung gesucht.
AFP/ALBERTO PIZZOLI

Ab nächster Woche könnte das Hochdruckgebiet Caronte den Meteorologen zufolge für Rekordwerte sorgen. In großen Städten wie Florenz und Bologna werden über 40 Grad prognostiziert. Am Dienstag könnte es in Rom sogar 42 oder 43 Grad heiß werden. Damit könnte der bisherige Hitzerekord von 40,5 Grad aus dem August 2007 für die italienische Hauptstadt fallen. In Teilen Sardiniens herrschen dann sogar bis zu 47 Grad, auf Sizilien laut Esa 48 Grad. Notärzte und Krankenhäuser bereiten sich bereits auf die Hitzewelle vor.

Für Mailand werden am Dienstag 38 Grad erwartet. Durch den fortschreitenden Klimawandel träten solche Situationen im Vergleich auch zur Vergangenheit sehr viel häufiger auf und seien zudem intensiver, sagte Meteorologe Claudio Cassardi dem "Il Messaggero".

Akropolis teils gesperrt

Auch Griechenland befindet sich auf dem Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle. 87 Wetterstationen im Land verzeichneten bereits am Freitag Höchstwerte über 40 Grad. Die höchste Temperatur des Jahres lag bisher mit 44,2 Grad in Theben rund 50 Kilometer nordwestlich von Athen, wie das Nationale Observatorium am Samstag mitteilte. Auch für das Wochenende erwarteten die Meteorologen keinen Rückgang der Hitze.

Außerdem steigt durch die hohe Trockenheit die Gefahr für Waldbrände, warnten der Zivilschutz und die Feuerwehr am Samstag. Das Umwelt- und Energieministerium rief dazu auf, den Einsatz von privaten Autos zu reduzieren, weil Abgase in Ballungszentren wie Athen und Thessaloniki bei der Hitze die Luft stärker belasteten. Die Zuggesellschaft Ose kündigte an, dass die Züge wegen der hohen Temperaturen langsamer fahren würden, damit die Sicherheit auf den heißen Schienen gewährleistet bleibe.

Auch auf manche Touristen und ihr Ferienprogramm wirkt sich das Wetter aus: Am Samstag werden erneut etliche archäologische Stätten im Land über die Mittagsstunden schließen – darunter die Akropolis in Athen. Letzter Einlass ist am Vormittag bis 11.30 Uhr, dann wird erst wieder um 17.30 Uhr geöffnet. In Athen wurden am Samstag Temperaturen von 40 bis 41 Grad erwartet. Auf der Akropolis sei aber "die vom Körper gefühlte Temperatur (...) erheblich höher", erklärte das Kulturministerium.

Ein Mann positioniert eine kühle Getränkeflasche auf dem Nacken.
Abkühlung wird auf dem Weg zur Akropolis dringend gesucht.
AFP/ARIS MESSINIS

Am Freitagvormittag hatte eine Touristin während des Besuches auf dem Hügel des archäologischen Wahrzeichens einen leichten Hitzschlag erlitten. Außerdem sind die Menschen angehalten, viel Wasser zu trinken und starke körperliche Anstrengungen zu vermeiden. Entspannung prognostizierten Experten vom Athener Observatorium laut griechischen Medien erst für den Wochenbeginn, wobei die Temperaturen dann zum Ende der kommenden Woche erneut ansteigen sollen.

Ähnliche Zustände herrschen auf Zypern. Am Freitag hätten die Thermometer in der Hauptstadt Nikosia 43 Grad angezeigt, berichtete der Rundfunk der Insel.

Auch Spanien ächzt unter Hitze

Auch der Süden Spaniens leidet schon seit Tagen unter extremer Hitze. Die Tageshöchsttemperaturen lagen in Teilen Andalusiens immer wieder über 40 Grad. Nachts gibt es kaum Abkühlung, weil es selbst dann noch stellenweise 30 Grad heiß ist. Am frühen Morgen ist es dann mit etwa 25 Grad "am kühlsten".

Und die nächste Hitzewelle ist laut dem Nationalen Wetterdienst Aemet bereits unterwegs: Für Montag wurden wieder mehr als 40 Grad in Córdoba erwartet. Auch auf Mallorca kommen die Menschen ins Schwitzen. Für Dienstag sind dort im Inneren der Insel ebenfalls 40 Grad möglich.

Auf der spanischen Ferieninsel La Palma sind am Samstag innerhalb weniger Stunden mehr als 2.000 Hektar Land verbrannt. 2.500 Menschen hätten ihre Häuser verlassen müssen, teilten die Behörden der Kanareninsel mit. Es sei niemand verletzt worden. Das Feuer brach den Angaben zufolge nahe der Ortschaft Puntagorda aus. Rund 300 Feuerwehrleute waren im Einsatz, sie wurden von Löschflugzeugen unterstützt.

Ein ORF-Beitrag über die Hitzewelle in Südeuropa.
ORF

Auch Türkei und Bulgarien betroffen

In der Türkei ist vor allem die Westküste von der Hitze betroffen. Am Samstag wurden dort laut Nachrichtenagentur Anadolu 48 Menschen mit Hitzschlag in Krankenhäusern behandelt. Das Kandilli-Observatorium in Istanbul riet den Menschen, viel Wasser zu trinken und Aufenthalte im Freien zu vermeiden. In der bei Touristen beliebten Region rund um die Stadt Antalya kletterten die Thermometer auf bis zu 44 Grad. Auch in den im Februar vom Erdbeben zerstörten Regionen in der Südosttürkei wird es bis zu 40 Grad heiß. Viele der Menschen dort leben immer noch in Notunterkünften.

In Bulgarien ist es die erste Hitzewelle des Jahres: Bereits am Donnerstag riefen die Behörden die zweithöchste Warnstufe Orange aus – den heißesten Tag seit Jahresbeginn. Höchsttemperaturen bis 41 Grad gibt es in Plowdiw und in Russe an der Donau. Die Hitzewelle soll das Land Meteorologen zufolge rund zehn Tage lang fest im Griff haben.

In Kroatien war bereits am Donnerstag im Hinterland der Küstenstädte Šibenik und Primošten ein Feuer ausgebrochen. Rund 140 Feuerwehrleuten sei es gelungen, die Flammen bis Freitag niederzukämpfen, berichtete das kroatische Nachrichtenportal "index.hr".

Mehrere Leuten füllen ihre Wasserflaschen bei einem Brunnen in Rom auf.
Wasser.
AFP/ALBERTO PIZZOLI

Weltweit war der Juni laut dem europäischen Copernicus-Dienst bereits der wärmste Monat seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erklärte die erste Juliwoche auf Grundlage von vorläufigen Daten ebenfalls zur bisher heißesten.

Hitze meiden, viel trinken

"Extreme Wetterereignisse, die in unserem sich erwärmenden Klima immer häufiger auftreten, haben erhebliche Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, die Ökosysteme, die Wirtschaft, die Landwirtschaft sowie die Energie- und Wasserversorgung", sagte der Generalsekretär der Weltwetterorganisation (WMO), Petteri Taalas, am Freitag in Genf. "Dies unterstreicht die zunehmende Dringlichkeit, die Treibhausgasemissionen so schnell und so tiefgreifend wie möglich zu reduzieren."

In allen von Hitze betroffenen Ländern rieten Ärzte und Ärztinnen dazu, viel Wasser zu trinken und Alkohol sowie zuckerhaltige Getränke zu meiden. Auch solle man sich so wenig wie möglich im Freien aufhalten und auf anstrengende körperliche Aktivitäten wie Joggen und Radfahren verzichten. Auch lockere, leichte Kleidung ist wichtig.

Hitze kehrt nach Österreich zurück

In Europa leiden auch Deutschland, der Osten Frankreichs und Polen unter einer Hitzewelle. Nach Gewittern unter der Woche kehrt die Hitze am Wochenende auch nach Österreich zurück. Im Vorfeld eines Tiefs über den Britischen Inseln strömt am Wochenende extrem heiße Luft aus dem Mittelmeerraum nach Österreich, berichtet der Wetterdatendienst Ubimet. Die Temperaturen klettern demnach am Samstag vor allem nördlich der Alpen auf 35 bis 38 Grad an, hier geraten lokal die bestehenden Julirekorde in Reichweite. Erst am Abend steigt in Vorarlberg und im Außerfern die Neigung zu Hitzegewittern an.

Am Sonntag verlagert sich die größte Hitze mit 30 bis 35 Grad in den Süden und Osten des Landes, im Westen kühlt es mit einer Kaltfront schon ab. Auch die neue Woche bringt Hitze und Gewitter. (ag, APA, 15.7.2023)