Rasenmähroboter auf einer Blumenwiese
Der Husqvarna 430X Nera im Einsatz.
DER STANDARD/Zellinger

Der Gartentechniker von Husqvarna ist fast noch aufgeregter als der Tester selbst. Es ist das erste Mal, dass er mit dem Mähroboter 430X Nera das Premiummodell des schwedischen Gartengeräte- und Werkzeugherstellers anschließt. Dabei handelt es sich um das neueste Modell des Marktführers und das spielt alle technischen Stückerln.

Draht oder GPS

Dem Testmodell des Nera liegt noch ein GPS-Modul bei, denn der neueste Gartenhelfer aus dem Hause Husqvarna kann wahlweise mit GPS oder ganz klassisch mit Begrenzungsdraht betrieben werden. Das Plug-and-Play-Modul für den Mäher haben wir zwar, aber die nötige Basisantenne war zum Testzeitpunkt noch nicht lieferbar, also müssen wir wieder einen Begrenzungsdraht verlegen. Das ist beim Nera etwas komplizierter als bei der Konkurrenz. Denn der Mäher ist auch für komplexe Geometrien geeignet und kann Engstellen bewältigen, braucht dafür aber einen Leitdraht, damit er eben nicht zwischen Hochbeet und Gartenhütte stecken bleibt.

In der Praxis dauerte das Verlegen im Testgarten des STANDARD auch nicht viel länger als bei der Konkurrenz. Oder anders formuliert: Ob man nun eine einzelne Drahtschleife verlegt oder noch einen Draht dazu in den Rasen schlägt, ist auch schon wurscht. Außerdem rät der Gartentechniker angesichts der gewaltigen Baumkrone eines alten Kirschbaumes ohnehin zur althergebrachten Methode des Drahtverlegens – ein GPS-Signal hätte hier wohl eher wenige Chancen, meinte der Profi.

Ob der Mähroboter wirklich durch jede Engstelle im Garten passt, sollte man sich aber unbedingt vor einer Anschaffung ausmessen, denn der Nera ist alles andere als ein schlankes Gerät. Mit fast 15 Kilo Eigengewicht, 75 Zentimetern Länge und einer Breite von 54 Zentimetern stellt der Mähroboter sogar noch die auch nicht gerade kleine Konkurrenz von Stihl locker in den Schatten. Dafür verspricht der Hersteller, dass der Nera mit Flächen von 3.200 Quadratmetern spielend zurechtkommt. Möglich macht das ein fünf Amperestunden starker Akku, der den Mäher 145 Minuten am Stück arbeiten lässt, bevor er wieder in die Basisstation zurückfährt.

Das Mähwerk des Nera
Die Messer des Nera klappen weg, sobald sie auf ein festeres Hindernis treffen.
DER STANDARD/Zellinger

Am Mähwerk kommen freischwingende Messer zum Einsatz. Diese werden erst durch die Fliehkraft des rotierenden Messertellers nach außen gedrückt. Das reduziert einerseits das Verletzungsrisiko, etwa beim Reinigen des Mähers, und sorgt auch für ein leiseres Betriebsgeräusch. Und tatsächlich erwies sich der Husqvarna im Test als der bislang leiseste Mähroboter. Mit einem Schallpegel von nur 56 dB(A) ist der Mäher in einem größeren Garten – und dafür ist der Nera ausgelegt – beinahe unhörbar. Da dürften sich auch die Nachbarinnen und Nachbarn kaum in der Sonntagsruhe gestört fühlen. Gleichzeitig haben die rotierenden Messer den Vorteil, dass sie wegklappen, wenn sie auf mehr Wiederstand als Grashalme stoßen. Was uns zum nächsten Punkt bringt.

Igel-Erkennung

Zum Schutz von Kleintieren verfügt der Nera über eine Objekterkennung, um nicht Igel und andere Kleintiere zu verletzen. Das funktioniert bei der Hauskatze im Test zuverlässig. Erkennt der Nera ein Hindernis, reduziert er zuerst die Geschwindigkeit und dreht anschließend ab. Wiederholt sich das zu oft, etwa weil neugierige Kinder mit dem Gerät spielen, schaltet der Mähroboter ganz ab. Wir der Mäher angehoben, stoppt das Mähwerk sofort. Zusätzlich ist der Mäher absichtlich groß gebaut, damit es möglichst schwer ist, bei laufendem Betrieb in das Mähwerk zu greifen.

Dennoch ist nie auszuschließen, dass Mähroboter Verletzungen verursachen. Deshalb bleibt der Nera, wie seine Mitbewerber auch, in der Garage, wenn die Kinder im Garten spielen. Außerdem sollte niemals in der Nacht gemäht werden, denn da sind die Igel unterwegs. Der Hausigel hat den Testzeitraum jedenfalls gut überstanden und erfreut sich täglich an den Resten des Katzenfutters.

Ein Igel isst Katzenfutter
Der Igel hat den Testzeitraum gut überstanden und auch noch gelernt, wie die Katzenklappe funktioniert.
DER STANDARD/Zellinger

Die Schnitthöhe lässt sich zwischen 60 und sehr kurzen 20 Millimetern einstellen. Im Testgarten erwiesen sich 45 Millimeter als guter Kompromiss, um den Rasen nicht zu radikal zu stutzen. Eingestellt wird das alles in der App, denn der Nera selbst bietet zwar ein Stellrad für die Eingabe des Pin-Codes und die Einstellung der Basisfunktionen wie der Schnitthöhe, aber das war es dann auch schon. Die wahre Optionsvielfalt findet man nur in der App. Nun ist es durchaus wahrscheinlich, dass nicht überall in mehrere Tausend Quadratmeter großen Garten die WLAN-Abdeckung funktioniert. Deshalb lässt sich der Nera auf Wunsch auch mit Bluetooth verbinden, wenn man ohnehin in der Nähe ist. Alternativ verfügt der Nera auch über eine SIM-Karte und lässt sich so über Mobilfunk steuern, was den Komfort deutlich erhöht.

Ohne App geht nichts

Die Automower-Connect-App erwies sich im sechswöchigen Test als durchaus brauchbar. Von Verbindungsabbrüchen blieben wir zum Glück weitgehend verschont. Mit der Zeit zeichnet der Nera eine genaue Karte seiner Mährunden auf einem Satellitenbild ein, das ist enorm praktisch, wenn man etwa Bereiche erkennen will, die man beim Verlegen der Drahtschleifen irrtümlich zu großzügig gelegt hat. Mit Geofencing erhält man sofort einen Alarm auf Smartphone, sobald sich der Mäher außerhalb seines Arbeitsbereichs befindet.

Das Display des Husqvarna 430X Nera
Einige Basiseinstellungen kann man am Mäher selbst vornehmen, für alles andere braucht man die App.
DER STANDARD/Zellinger

Gleichzeitig bietet die App eine Zonenfunktion, mit der sich der Garten in verschiedene Mähbereiche einteilen lässt. Die sonnigere Südseite ließen wir im Test weniger häufig mähen als den feuchteren und schattigeren Nordteil des Gartens. Darüber hinaus erkennt der Mäher von Husqvarna Bereiche, in denen das Gras besonders wuchert, und zieht an diesen Stellen noch einmal ein paar Extrakreise, was dem gesamten Schnittbild sehr zugutekommt. Auf Wunsch kann man auch mit der Rewilding-Funktion Bereiche definieren, die nicht gemäht werden sollen und wo ein wenig mehr Natur im Garten gewünscht ist. Das erwies sich im Test als sehr praktisch, um ein Feld mit Frühlingsblumen stehen zu lassen.

Ein technisches Gebrechen

Eigentlich gibt es an dem Funktionsumfang und der Qualität des Nera nichts zu meckern. Das Produkt unterstreicht Husqvarnas Anspruch auf die Marktführerschaft bei smarten Mährobotern. Eigentlich, denn an Tag drei des Tests riss plötzlich die Verbindung zum Nera ab, ein Fehler, der angesichts der oben erwähnten Konnektivität so nicht passieren sollte. Wie sich herausstellte, stand der Roboter in der Ladestation, schien aber dennoch keinen Saft mehr zu haben. Als sich sämtliche Wiederbelebungsversuche als fruchtlos erwiesen, blieb nur noch der Anruf beim Support des Herstellers. Der reagierte auch prompt und holte das Gerät am nächsten Tag ab. Wie sich herausstellte, war der Akku defekt.

Nachdem die schadhafte Batterie ausgetauscht war, funktionierte der Mäher über den restlichen Testzeitraum problemlos. All das ist kein großes Malheur, und ein Montagsprodukt kann schon einmal ausgeliefert werden. Dennoch erwähnen wir den Schaden hier der Vollständigkeit halber, auch wenn davon auszugehen ist, dass es sich um einzigartiges Pech gehandelt hat.

Fazit: Wenn nur der Preis nicht wär

Der Husqvarna Automower 430X Nera erweist sich im Test als smarter Mäher, der seinem Premiumanspruch durchaus gerecht wird und flexibel eingesetzt werden kann: Wer möchte (und einen satten Aufpreis zahlt), kann sich das Verlegen der Drähte sparen und stattdessen GPS nutzen. Ein Feld mit Wildblumen soll stehen bleiben? Kein Problem, der Nera kann das. Im Urlaub soll der Nera nur einmal in der Woche mähen? Kein Problem, mit der App lässt sich der Mäher von überall steuern. Die Kinder haben ihre Spielsachen im Garten liegen gelassen? Der Nera wird sie (wahrscheinlich) nicht zerstören.

Doch der Nera hat einen gewaltigen Nachteil, und das ist sein Preis. 3.799 Euro (Aktionspreis 3.299 Euro) dürfte wohl das Budget vieler Gartenbesitzerinnen und Gartenbesitzer sprengen – das Verlegeset mit Draht und Haken ist da noch nicht einmal inkludiert. Dieses schlägt in der großen Variante noch einmal mit 320 Euro zu Buche. Will man keine Drähte verlegen, kommen noch einmal die Kosten für das GPS-Modul in Höhe von 1.499 Euro dazu. Wer so tief in die Tasche greift, bekommt dafür einen Mäher, der wirklich alle Stückerln spielt. Wer einen kleineren Garten und ein engeres Budget hat, wird sich wohl anderswo umsehen müssen. (Peter Zellinger, 23.7.2023)