Es gibt Produkte, von denen man weiß, dass man sie dringend braucht. So ein Dings, das meinen allnächtlichen Absturz verhindert, zum Beispiel. Für das mir aber keine Bezeichnung einfällt.

Die Liebesbrücke, ein zwei Meter langes, 20 Zentimeter breites, im Querschnitt T-förmiges, Schaumstoff gewordenes Stück puren Glücks.
Die Liebesbrücke, ein zwei Meter langes, 20 Zentimeter breites, im Querschnitt T-förmiges, Schaumstoff gewordenes Stück puren Glücks.
Markus Böhm

"So etwas müsste einmal jemand erfinden", denke ich, während ich meinen Körper aus der euphemistisch bezeichneten Besucherritze, jener während der Nacht zur Schlucht angewachsenen Kluft zwischen den Matratzen des Doppelbettes, schäle, in der ich zur Hälfte versunken bin. Wieder einmal. "Hoit, do is a Spoit", singt Ambros, die älteren Semester erinnern sich vielleicht. Offensichtlich meinte der Woiferl damit genau diesen Abstand, der einen regelmäßig abstürzen lässt und dem Ehevollzug als physische Barriere hinderlich ist. Da könnte man sich ja gleich zwei Einzelbetten anschaffen.

Nie mehr Mut zur Lücke

Aber ich habe die schöpferische Kraft des Menschen unterschätzt. Denn offenbar gibt es irgendwo auf der Welt erfinderische Leidensgenossinnen und -genossen, die das Problem angegangen sind. Man kann sich das Hochgefühl vorstellen, das mich in diesem Heureka-Moment durchfährt, als ich dieses zwei Meter lange, 20 Zentimeter breite, im Querschnitt T-förmige, Schaumstoff gewordene, real zu erwerbende Stück puren Glücks entdecke. In irgendeinem Bettenlager, in einem angestaubten Regal.

"Oh Liebesbrück', oh Liebesbrück', du bringst mein Liebesglück zurück!"

Ritzenfüller stand nüchtern auf der Verpackung des Schaumstoffkeils, Liebesbrücke heißt es selbstverständlich für uns Romantikerinnen und Romantiker. "Warum wird dafür nicht aktiv geworben?", rufe ich. Verdutzte Blicke erntend, kaufe ich die Errungenschaft, Leintuch weg, Liebesbrücke installiert, Leintuch wieder drüber, probeliegen. Herrlich!

Liebesbrücke! Das ist der Begriff, der mir jahrelang gefehlt hat. Welch wunderbares Wort, ein neues Highlight in meinem persönlichen Lexikon für Spezialbegriffe. (Markus Böhm, 23.7.2023)