Das Logo des Streaming Dienstes Netflix ist auf einem Fernseher zu sehen
Das günstigste Abo von Netflix könnte es auch hierzulande bald nur noch mit Werbung geben.
Imago/Trutschel

Das Ende des Passwort-Sharings ist Netflix offenbar noch nicht genug. Der Streamingdienst-Anbieter schraubt offenbar weiter an seinem Erlösmodell und streicht sein günstigstes werbefreies Abo nun nicht nur in Kanada, wo dieser Schritt schon Ende Juni erfolgte, sondern nun auch in den USA und Großbritannien. Für Bestandskunden ändert sich vorerst nichts, jedoch sind neue Abos oder Reaktivierungen zu den bisherigen Konditionen nicht mehr möglich. Ob und wann Netflix das Basis-Abo auch in Österreich auslaufen lässt, ist hingegen noch nicht klar – für Deutschland gibt es aber schon erste Anzeichen.

Kanada scheint für Netflix ein bevorzugter Testmarkt zu sein, um potenzielle Änderungen später auch in anderen Ländern einzuführen. Das Streichen des günstigsten Abos könnte ein Hinweis darauf sein, dass der Basis-Tarif nun weltweit auf dem Prüfstand steht. Und bereits Anfang des Jahres begann Netflix in Kanada, Maßnahmen gegen Passwort-Sharing zu ergreifen.

Es kann deutlich teurer werden

Die gestrichenen Abos in den USA und Großbritannien waren im Vergleich zu den neuen Preisen für werbefreies Streaming deutlich günstiger. In den USA kostete das Basis-Abo zuvor 9,99 US-Dollar und in Großbritannien 6,99 Pfund. Nun müssen Nutzer, die werbefrei Netflix schauen möchten, 15,49 US-Dollar bzw. 10,99 britische Pfund zahlen.

In diesen Ländern gibt es zwar weiterhin die Option, das Basis-Abo für 6,99 US-Dollar bzw. 4,99 Pfund zu buchen, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass man sich als Nutzer von Werbespots berieseln lässt. Dieses "Basis mit Werbung"-Modell bietet eine Full-HD-Auflösung ohne Download-Option. Laut Netflix werden pro Stunde etwa vier bis fünf Minuten Werbung eingespielt. In Österreich ist diese Variante derzeit noch nicht verfügbar, besonders beliebt dürfte dieses Angebot hierzulande allerdings nicht sein.

In Österreich unverändert

Ein Basis-Abo lässt sich derzeit in Österreich nach wie vor abschließen – ein Selbstversuch zeigt, dass die geläufigen drei Modelle auswählbar sind. In Deutschland soll es hingegen schon erste Anzeichen für eine Abschaffung des Basis-Modells geben: Wie Heise.de berichtet, wird die Basis-Option beim Versuch, ein Abo über den Browser abzuschließen, nicht mehr angezeigt. Erst bei einem Klick auf die Schaltfläche "Alle Abos anzeigen" soll sie noch erscheinen.

Abo-Modelle Netflix Österrreich
In Österreich zeigt sich die Auswahl an Netflix-Abo vorerst unverändert.
Screenshot/bbr

Es bleibt abzuwarten, wie sich diese strategische Entscheidung langfristig auf die Nutzerzahlen und das Streamingverhalten auswirken wird. Beim Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern dürfte die Rechnung jedenfalls aufgegangen sein. Im zweiten Quartal konnte der Streamingdienst 5,9 Millionen neue Kunden hinzugewinnen. Obwohl keine genauen Angaben darüber gemacht wurden, wie viele dieser Neukunden zuvor Passwort-Teiler waren und nun ein eigenes Konto eröffnet haben, betonte Co-Chef Greg Peters, dass es in jeder Region eine Zunahme sowohl bei den Abonnenten als auch beim Umsatz gegeben habe. Dies zeige, dass die Strategie von Netflix erfolgreich sei.

Am Ende des Quartals hatte Netflix insgesamt 238,4 Millionen zahlende Kunden. Für das laufende Quartal rechnet Netflix mit einem ähnlichen Zuwachs bei den Nutzerzahlen. Es könnte jedoch einige Quartale dauern, bis einige betroffene Nutzer als zahlende Kunden gewonnen werden, wie Peters auch einräumte. (bbr, 20.7.2023)