Die Musikerin Gudula Urban wohnt in einer Kleingartenanlage im elften Bezirk in Wien, wo sie die Gartenarbeit für sich entdeckt hat und von Möwen träumt.

"Mein Mann hat dieses Haus Ende der 1980er-Jahre gebaut. Seine Eltern hatten in dieser Kleingartenanlage schon einen Garten, damals hat es hier noch anders ausgeschaut. Mittlerweile sieht man so gut wie jeden Stil bei den Häusern in der Nachbarschaft – von der Tiroler Hütte bis hin zu griechisch anmutenden Bauten und amerikanischen Holzhäusern, von irrsinnig kitschig bis ganz schlicht.

Im Wohnzimmer spielt Gudula Urban nicht nur Cello, hier turnt sie auch und macht Yoga.
Im Wohnzimmer spielt Gudula Urban nicht nur Cello, hier turnt sie auch und macht Yoga.
Lisi Specht

Ich würde sagen, unser 120 Quadratmeter großes Haus fällt eher in letztere Kategorie. Ich bin vor 17 Jahren eingezogen. Anfangs wollte ich nicht unbedingt in den elften Bezirk und habe eher mit einer Wohnung geliebäugelt. Heute finde ich es wirklich besonders hier. Diese Natur rundherum und die Stille, das ist mir sehr wichtig.

Immer wenn ich in der Stadt bin, genieße ich die Geschäfte und die Lokale zwar. Aber ich bin trotzdem immer froh und dankbar, wenn ich wieder zurückkomme – vor allem an Tagen, an denen ich kein schweres Instrument von der Straßenbahnhaltestelle schleppen muss. Hier kann ich durchatmen. Ich brauche das.

Hinter unserem Einrichtungsstil steckt kein Konzept. Mein Mann hatte sich schon eingerichtet, und so ist es im Großen und Ganzen geblieben. Bis auf die Vorhänge, die mussten raus, und die Sofas, die ich mit weißen Decken verändert habe, und ein paar andere Kleinigkeiten, die ich mitgebracht habe. Ja, manches hätte ich vielleicht anders gemacht. Aber wir haben uns zusammengerauft.

Der Spiegel ist beim Cellospielen praktisch. Die Musikerin hat ihn vor vielen Jahren am Hausgang entdeckt.
Der Spiegel ist beim Cellospielen praktisch. Die Musikerin hat ihn vor vielen Jahren am Hausgang entdeckt.
Lisi Specht

Den alten Spiegel im Wohnzimmer, vor dem ich jetzt immer Cello spiele, habe ich mal im Stiegenhaus gefunden, als ich in einer kleinen Wohnung im dritten Bezirk gelebt habe. Dort landeten alte Waschmaschinen und andere Haushaltsgegenstände immer am Gang. Als den Spiegel ein halbes Jahr niemand genommen hatte, beschloss ich, dass er jetzt mir gehört. Ein Lieblingsmöbelstück habe ich nicht. Wenn es brennt, trage ich als Erstes meine vielen Instrumente raus, die ich oben, in meinem Musikzimmer, untergebracht habe. Mein Cello spiele ich aber am liebsten im Wohnzimmer, weil hier die Akustik besser ist und ich mehr Platz habe. Das Wohnzimmer ist überhaupt mein Platzerl. Hier turne ich auch und mache Yoga.

Ich finde, es muss vom Gefühl her passen, und von der Atmosphäre. Es soll bei uns warm wirken und behaglich. Das ist mir wichtiger als einzelne Möbelstücke. Bei uns kommt immer wieder etwas Neues dazu, und dann muss man es irgendwann wieder einmal neu organisieren. Ich bin eher eine Nomadin und als Musikerin immer viel unterwegs gewesen. So lange wie hier habe ich überhaupt noch nie an einem Ort gelebt.

"Es soll bei uns warm wirken und behaglich. Das ist mir wichtiger als einzelne Möbelstücke", sagt Gudula Urban.
Lisi Specht

Ursprünglich habe ich mich für Gartenarbeit nicht sonderlich interessiert. Ich wollte mir nicht noch mehr Arbeit dazuholen, weil ich Hausarbeit nicht wahnsinnig spannend finde und mein Alltag als Musikerin schwer planbar ist. Ich habe dann aber später erkannt, dass Gartenarbeit etwas anderes als Hausarbeit ist. Wir haben ein kleines Gemüsebeet, in dem ich im Frühsommer – meistens eh viel zu spät – etwas anpflanze. Dann gieße ich und schaue, was passiert. Heuer haben wir super Erdbeeren. Und viel Bambus, mit dem man nicht ständig Arbeit hat und der mich jeden Tag an einen beruflichen Aufenthalt in Thailand vor einigen Jahren erinnert.

Ich habe tatsächlich einen Wohntraum: ein Möwenhaus des südamerikanischen Architekten Alberto Rubio. Er baut diese weißen Häuser mit geschwungenen Dächern an Küsten. Sie wirken naturverbunden, frei und hell. Und natürlich ist der Blick über das Meer auch ein großes Plus.

Wir scherzen immer, dass ich dafür aber erst den Möwenhaussong schreiben muss, damit ich uns ein solches Haus finanzieren kann. Aber ganz im Ernst: Ich bin hier sehr dankbar und zufrieden. Nein, Möwen gibt es hier keine. Aber dafür spaziert manchmal ein Igel durch den Garten. (Franziska Zoidl, 31.7.2023)