Die Salzburger Festspiele werden es als Erfolg verbuchen: Nichts ist geschehen. Weder verließen Künstlerinnen oder Intellektuelle das Festspielhaus, als Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) zu seiner Eröffnungsrede anhob, wie das noch vor Wochen Schauspieler Cornelius Obonya angesichts der schwarz-blauen Landeskoalition gefordert hatte – noch störten unangenehme Begleitgeräusche oder gar Klimakleber die Feierlichkeiten. Die Festspielgesellschaft war ganz bei sich und ihren "Schlechte Zeiten, gute Kunst"-Reden.

Kein Protest gegen Schwarz-Blau bei der Eröffnung der Festspiele: der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) bei seiner Rede.
APA/Land Salzburg/Franz Neumayr

Dass Kunst und Kultur ihre Finger in offene Wunden legen müssten, wie dies Präsidentin Kristina Hammer in ihrer Setzbaukasten-Rede erklärt hatte, davon ist man in Salzburg in der Ära von Markus Hinterhäuser schon länger abgekommen. Die Kunst, so der Intendant, spreche für sich selbst. Wer anderer Meinung sei, der folge einer "kleinbürgerlichen Logik". In die Niederungen der Politik dürften sich Festspiele nicht begeben.

Als die Salzburger Festspiele nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gegründet wurden, tat man dies, um Österreich als Kulturnation abseits alles Politischen zu zelebrieren: die Hochkultur als Rettungsanker. Diesen Repräsentationsgedanken scheint man im siebten Jahr der Intendanz Hinterhäuser so ernst zu nehmen wie schon lange nicht mehr. Dabei könnten Festspiele auch ein Ort der diskursiven Auseinandersetzung sein. Mit den Mitteln der Kunst – aber auch ohne sie. (Stephan Hilpold, 27.7.2023)