Wien - 710 Millionen Euro bringt der ORF-Beitrag künftig dem ORF pro Jahr. Dieses Geld und die Aufhebung gesetzlicher Einschränkungen sollen die Transformation des Medienhauses ins digitale Zeitalter ermöglichen. Damit das Vorhaben gelingt, holt Generaldirektor Roland Weißmann Martin Gastinger von Servus TV und den langjährigen Ö3-Manager Michael Pauser an Bord. Chefredakteure werden noch gesucht.

Michael Pauser
Michael Pauser bricht in #freudenjubel über seinen Job als Ö3-Chef aus.
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Michael Pauser: Kein leichter Job

#freudenjubel" drückt Michael Pauser auf Linkedin über den neuen Job aus, den er ab 1. September übernimmt: "Mit einem derart kreativen und engagierten Team wird es gelingen, dass Ö3 weiterhin für die Hörerinnen und Hörer so beliebt und relevant bleibt", postet der zukünftige Ö3-Chef. Das klingt leichter, als es ist. Der jüngste Radiotest weist dem ORF-Radioflaggschiff 30,5 Prozent aus. Dieser Wert ist hoch, stagniert aber.

In die Fußstapfen seines Vorgängers Georg Spatt muss Pauser dennoch erst hineinwachsen. Alles zu belassen, wie es ist, wird zu wenig sein. Immerhin, Pauser weiß, wie das Haus und sein reichweitenstärkstes Radio tickt. Geboren 1974 in Krems an der Donau, ist er seit 1990 für den ORF tätig. 1999 übernahm er die Ressortleitung der neu gegründeten Ö3-Internetredaktion, ab 2003 leitete er den Bereich Moderation bei Ö3, ab 2011 die Ö3-Programmgestaltung. 2022 wechselte er in die ORF-Zentrale am Küniglberg und war als Büroleiter der Direktion für Technik und Digitalisierung tätig, wo er etwa für die Restrukturierung des Digitalbereichs verantwortlich zeichnete. Seine dort erworbenen Kompetenzen kann er im neuen Job gut gebrauchen.

Martin Gastinger: Fernsehmann für alle Fälle

Für Menschen, die den öffentlich-rechtlichen Charakter des ORF hochhalten, war die Kandidatur Martin Gastingers womöglich eine Überraschung. Für Leute, die im zukünftigen ORF-TV-Unterhaltungschef einen Manager mit Gespür für die Quote sahen, schon wieder weniger. Mit Martin Gastinger holt ORF-General Roland Weißmann einen erfahrenen Fernsehmann für alle Fälle.

Gastinger begann 1987 seine Karriere im ORF, darunter bei Ö3 und in der Jugendredaktion. Danach ging er zum Pay-TV-Sender Premiere. Nach der Programmgeschäftsführung bei Beate Uhse TV kam Gastinger 2007 zurück nach Österreich, wo er zunächst die Programmdirektion und in weiterer Folge die Geschäftsführung von ATV übernahm. Dem Sender bescherte er zutiefst private Formate, nicht alle waren erfolgreich. Wien – Tag und Nacht etwa wurde vorzeitig abgesetzt. Ab 2018 leitete er die Unterhaltung und Programmentwicklung von Servus TV im Red Bull Media House und entwickelte Programme, die der ORF gerne hätte, so etwa Bares für Rares und Quizjagd. Im ORF folgt er Alexander Hofer*, der nach Niederösterreich wechselte. Es gibt genug zu tun.

Anita Malli: Für Nachhaltigkeit sorgen

Anita Malli übernimmt die Leitung der Funktionsgruppe "Umwelt und Nachhaltigkeit" und kümmert sich in der Funktion um Konzeption, Weiterentwicklung und Umsetzung von ORF-Klimastrategien. In Mallis Aufgabengebiet fällt etwa Greenproducing. Sie wurde 2018 Geschäftsführerin von "Mutter Erde".

Lisa Zuckerstätter: Spenden und Hilfsaktionen

Die bisherige interimistische Leiterin der Abteilung Humanitarian Broadcasting, Lisa Zuckerstätter, hat diese Funktion nun fix inne und verantwortet damit die Koordination der Humanitarian-Broadcasting-Leistungen des ORF. Hauptbetätigungsfeld sind damit Spenden- und Hilfsaktionen des ORF.

Silvia Lahner: Interimistische Ö1-Spitze

Silvia Lahner bleibt interimistische Hauptabteilungsleiterin Ö1. Die Leiterin der Ö1-Kultur führt den Radiosender seit Februar 2023. Lahner begann ihre Radiokarriere in den frühen 80er-Jahren. Sie war Mitbegründerin der Reisesendung Ambiente und verantwortete etwa Radiofeatures und Feuilletons.

Gesucht: Drei Chefredakteure

Drei Chefredakteure und Stellvertreter sucht ORF-General Roland Weißmann, je einen für Newsdesk, multimediale Fachressorts sowie für Sendungs- und Plattformteams. Gespräche dazu starten offenbar Ende August. Beste Chancen werden APA-Chefredakteur Johannes Bruckenberger eingeräumt. (Doris Priesching, 31.7.2023)