Elon Musk vor dem X-Logo
Elon Musk möchte X zur "Alles-App" machen. Doch das ist reine Zukunftsmusik.
AP/Marcio Jose Sanchez

Falls Sie auf Urlaub waren und nicht alles mitbekommen haben, was zuletzt in der Welt geschehen ist, hier die vermutlich wichtigste Tech-Neuigkeit der vergangenen Woche, kompakt für Sie zusammengefasst: Elon Musk hat Twitter in X umbenannt. Gebeten hat ihn niemand darum, aber er hielt es wohl für nötig, um die Basis für seine Vision zu schaffen: die Umwandlung des Kurznachrichtendiensts in eine "Alles-App", mit der man nicht nur kommunizieren, sondern auch shoppen, bezahlen und viele andere Dinge des alltäglichen Lebens erledigen kann.

Aber das ist Zukunftsmusik. Denn während es in China solche Apps bereits gibt, wird uns mit X lediglich alter Wein in neuen Schläuchen ausgeschenkt. Denn zwar wurde vor ein paar Monaten mit Twitter/X Blue ein Abo eingeführt, im Rahmen dessen man für einst kostenlose Funktionen nun bezahlen darf – ansonsten ist Twitter/X aber die gleiche Hatespeech- und Fake-News-Schleuder, die es zuvor schon war. Vielleicht noch mit der Änderung, dass der einst wegen antisemitischer Aussagen in Ungnade gefallene Rapper Ye – vormals Kanye West, auch er hat sich umbenannt, weil ihm danach war – nun auch wieder auf X posten darf. Frauenhasser und Berufstroll Andrew Tate ist dort ebenfalls aktiv: Erst diesen Montag teilte er ungeniert die Fotomontage eines deutschen Generals mit einer Hakenkreuzbinde.

VIDEO: Wie tickt Elon Musk privat?
DER STANDARD

Dass solche Inhalte so weit wie möglich zugelassen werden, ist ökonomisches Kalkül: Denn polarisierende Inhalte regen zu Diskussionen an, Diskussionen schaffen Verweilzeit, Verweilzeit bringt Werbeeinnahmen. Jedem und jeder von uns ist selbst überlassen, ob wir auf diesem Empörungszug mitfahren – oder ob wir unsere Zeit für schönere und sinnvollere Dinge verwenden. Im Park liegen etwa, mit Freunden auf ein Bier gehen oder ein gutes Buch lesen. Oder natürlich den STANDARD. (Stefan Mey, 31.7.2023)