Die steigenden Mieten sowie Energie- und Betriebskosten bringen immer mehr Menschen beim Wohnen in Schwierigkeiten. Das bemerken auch jene Organisationen, die für Betroffene Beratungsgespräche anbieten, um eine Delogierung zu verhindern. "Wir werden seit Anfang des Jahres ziemlich überrannt", berichtet Anne Wehrum von der Fachstelle für Wohnungssicherung (Fawos) der Volkshilfe Wien.

Viele Menschen ächzen unter ihren Wohnkosten.
Viele Menschen ächzen unter ihren Wohnkosten.
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Aktuell müsse man bei den Anfragen priorisieren, um zurande zu kommen. Vorgereiht werden jene, gegen die bereits eine Räumungsklage eingebracht wurde und die daher vor der Delogierung stehen. Andere müssen derzeit mehrere Wochen auf einen Termin warten.

Die Beratungsangebote richten sich vorrangig an jene, die sich ihre Wohnung prinzipiell leisten können, aber einmalig in Zahlungsschwierigkeiten gekommen sind. In diesen Fällen wird beispielsweise vonseiten der Fawos Kontakt mit der Hausverwaltung aufgenommen und versucht, eine Einigung zu erzielen, was häufig auch gelinge.

Prekäre Wohnverhältnisse

Bei anderen Beratungsgesprächen ist das schon schwieriger: "Es kommen immer mehr Menschen, die sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können", sagt Wehrum, einmalige Unterstützung reiche hier also nicht mehr aus. Betroffenen könne man häufig nur noch eine Auszugsberatung geben, sie an Stellen wie das Wohnservice Wien oder die Wohndrehscheibe verweisen und darüber informieren, dass es kostengünstiger ist, die Wohnung zurückzugeben, als es auf die Delogierung ankommen zu lassen.

Wer seine Wohnung verliert, landet am Ende oft in prekären Wohnverhältnissen, warnen Fachleute. Frauen würden sich immer wieder auf schlechte Beziehungen einlassen, um nicht auf der Straße zu landen. Manche Betroffene mieten auch Hotelzimmer, deren Rechnungen sie nicht begleichen können, oder suchen sich Wohnungen, deren Wohnqualität unzumutbar ist.

Es wird eng

Was also tun, wenn es von Monat zu Monat enger wird? Betroffene sollten sich frühzeitig durchrechnen, was im Monat ausgegeben wird und was hereinkommt. Das führe oft zu Überraschungen, weiß man bei Beratungsstellen, wo diese Haushaltsrechnungen Teil der Erstgespräche sind. Wichtig ist laut Fachleuten auch, dass man die Hausverwaltung frühzeitig kontaktiert und betont, dass man bereits an einer Lösung arbeite. Finanzielle Unterstützung können, je nach Bundesland, auch Wohn- und Mietbeihilfen bringen. Manche Gemeinden bieten außerdem noch weitere Beihilfen zum Wohnen an.

In Wien wird es ab dem Herbst zudem die neue Förderschiene Wiener Wohnungssicherung Plus geben. Der Fördertopf ist mit 20 Millionen Euro gefüllt, damit sollen 70 Prozent der Mietrückstände besonders vulnerabler Personengruppen, die vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind, übernommen werden. Für den Rest, so der Plan, soll eine Ratenzahlung vereinbart werden.

Längere Wartezeit

Organisationen wie Volkshilfe, Caritas und Arbeiterkammer bieten zudem Beratungsgespräche an – auch wenn die Wartezeit derzeit mitunter etwas länger ist. Sie haben einen Überblick über andere Förderschienen, die im Akutfall angezapft werden können. Ein Fördertopf ist beispielsweise der Wohnschirm der Bundesregierung, mit dem seit März 2022 4.700 Haushalte und mehr als 10.000 Menschen mit 15 Millionen Euro unterstützt wurden – großteils ging es dabei um den Verbleib in der Wohnung, Unterstützung gibt es aber auch für Umzüge in günstigere Wohnungen.

Im Vorjahr wurde der Wohnschirm, der ursprünglich während der Corona-Pandemie für Menschen mit Mietrückständen aufgespannt wurde, aufgestockt und auf Rückstände bei Energiekosten ausgeweitet. Bei den Energiekosten wurden bisher mehr als 1.800 Haushalte unterstützt und zwölf Millionen Euro ausbezahlt.

Glaubt man jenen, die Tag für Tag mit Betroffenen arbeiten, ist das aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. (Franziska Zoidl, 1.8.2023)