Ein Roboter, der Zeitung liest 
Midjourney / Der Standard

Liebe Mitmenschen,

der Search-Platzhirsch baut seine Suchmaschine um. Diese Meldung hatte bereits während der Entwicklerkonferenz Google I/O Mitte Mai für Aufsehen gesorgt, doch nun wird deutlich, wie sehr die Integration von generativer KI in Googles Suche bereits fortgeschritten ist – zumindest in den USA, denn hierzulande ist das Angebot noch nicht verfügbar. So werden in den via KI generierten Suchergebnissen neben Texten auch KI-Bilder und -Videos auftauchen. Außerdem sollen die Ergebnisse künftig deutlich schneller ausgespuckt werden, verspricht Google.

Es sind längst nicht die einzigen KI-Ambitionen des Konzerns, der seinen ChatGPT-Konkurrenten Bard vor wenigen Wochen auch in Europa verfügbar machte. Auch soll der weitverbreitete Google Assistant mit der Technologie von Large Language Models aufgewertet werden – gute Nachrichten für alle, die sich über die oft sehr hölzernen Antworten ihrer Smart Assistants ärgern. Und für die eigene Videoplattform Youtube testet Google schließlich via KI erstellte Zusammenfassungen von Videos.

Meta setzt auf Bots

Damit ist Google freilich nicht der einzige Tech-Konzern, der auf KI setzt: Vorn mit dabei ist Microsoft, das ebenfalls eine generative KI in die eigene Suchmaschine Bing integriert hat, bei Windows und Office auf KI setzt und an ChatGPT-Entwickler OpenAI beteiligt ist. Vergleichsweise still gab sich bisher Apple, bei der Keynote zur Entwicklerkonferenz WWDC wurde das Buzzword "künstliche Intelligenz" ausgespart, allerdings lässt ein Nebensatz zur aktuellen Quartalsbilanz aufhorchen: Demnach pumpt Apple nämlich selbst Milliarden in die Entwicklung von generativer KI. Man darf also gespannt sein, was da noch kommt.

Die KI-News der Woche lieferte neben Google aber definitiv Meta: Denn der Konzern hinter Facebook, Whatsapp und Instagram will mit KI-Chatbots das Angebot auf den eigenen Plattformen anreichern. Vor allem Threads, der neue Konkurrent des vormals als Twitter bekannten Kurznachrichtendienstes X, soll dadurch aufgewertet werden. Bei Beobachtern sorgt das für Unbehagen – Stichwort: Datenschutz und Fake News.

Passfotos und Kindergeschichten

Doch auch abseits von Big Tech zeigen sich immer wieder neue Anwendungsfälle. So kann KI bei der Weiterbildung unterstützen oder bei der Erkennung von Brustkrebs helfen. Ins Auge gesprungen sind uns außerdem zwei Start-ups: Oscar Stories aus Österreich erstellt via KI personalisierte Gutenachtgeschichten für Kinder, passport-selfie.com aus Deutschland verwandelt Selfies in biometrische Passfotos – gerade zur Urlaubszeit wohl ein nettes Feature. Und auf Linkedin wurde ein mithilfe von KI erstelltes Video geteilt, in dem Armin Wolf Bundeskanzler Karl Nehammer in fließendem Italienisch interviewt. Diese Technologie bietet wohl auch viel Potenzial für Transparenz bei internationalen politischen Entscheidungen.

Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten. Und dabei geht es nicht nur um die Warnung von Forschern, dass KI-Systeme Biowaffen für Kriminelle entwickeln könnten, sondern auch um Tagespolitik. So hatte die deutsche AfD schon zuvor via KI generierte Bilder genutzt, um Stimmung gegen Flüchtlinge zu machen, vergangene Woche legte man nach: Auf dem Parteitag wurde ein Bild präsentiert, das einen angeblichen Goldschatz zeigt, den die AfD erworben haben will. Irritierend dabei: Das Bild war offensichtlich fake, denn zwei der abgebildeten Personen hatten sechs Finger.

In dem Sinne: Bleiben Sie menschlich, und bleiben Sie uns gewogen,

herzlichst,

Stefan Mey / Ressortleiter Web