Barbenheimer Fans scheuen oft weder Kosten noch Mühen, um ihre Blockbusterliebe sichtbar zu machen.
AFP/CHRIS DELMAS

Wenn die Sommersonne vom Himmel brennt wie Sau (also oft), suche ich gerne Kühlung im Kino beim Beschauen der aktuellen Blockbuster. Barbenheimer oder Oppenbarbie waren mir bis dato intellektuell zu anstrengend, ich will mich beim Filmschauen nicht ständig verkopfen.

Dafür war ich bei Tom Cruisens jüngstem Streich, der faktisch siebenten und gefühlt siebenhundertsten Folge von Mission: Impossible sofort dabei. Das ist ein Blockbuster ganz nach meinem Sinn, ein Spektakel, bei dem mir das Herz im Leibe hüpft. Der Wechsel von der Affenhitze draußen in den kühlen Kinosaal drinnen verstärkt das hochsommerliche Entrücktheitsgefühl von allem Anfang an aufs Angenehmste. Und ich weiß gewiss: Der Dauerlärm, der mich von nun an die nächsten drei Stunden pausenlos umrundet, wird ein Übriges tun, um die tranceartige Gedanken­leere im Kopf wohlig fortbestehen zu lassen. Urlaub vom Ich, wie es besser nicht geht.

Action ohne Sinn

Das Schöne bei Actionkrachern ist, dass man sich um das Verständnis der Handlung keine Sorgen machen muss. Es gibt nämlich keine Handlung, obwohl die Schauspieler, sofern man sie in all dem Lärm überhaupt versteht, einander ununterbrochen erklären, was sie gerade tun, getan haben oder demnächst tun müssen. Der Versuch, auf diese Art eine Sinnhaftigkeit des wirren Geschehens auf der Leinwand vorzutäuschen, geht natürlich schief.

Das ist aber auch völlig egal. So kann ich nämlich ruhig das eine oder andere Nickerchen halten, ohne Gefahr zu laufen, etwas nicht mitzubekommen. Anscheinend geht es immer um enorm Gefährliches, Existenzielles, sodass alle drei Minuten ein paar Autos explodieren, dicke Geschoße krachen und bedrohliche Signal­wellen auf einem Riesenmonitor aufleuchten müssen. Vor allem aber regiert der Faustkampf. Kaum kriegt Tom Cruise von einem Gegner eins in die Pappen, haut er, nicht faul, sofort zurück.

Diesmal fand das Abschlussboxen auf dem Dach einer fahrenden Eisenbahn statt, eine Szene, die man schon fünftausendmal gesehen hat und nicht müde wird, noch einmal anzuschauen. Das Beste: Tom Cruise siegt immer. Actionfilme sind einfach das Größte. Und wenn ich dann aus dem dämmrigen Kino-Uterus wieder ins Freie trete, fühle ich mich jedes Mal wie neugeboren. (Christoph Winder, 4.8.2023)