Außenthermometer in Rom zeigt 42 Grad Celsius.
Die Hitzewelle im Juli führte zu mehr als 40 Grad Celsius in Rom und zu neuen Maximalwerten im weltweiten Durchschnitt.
EPA/GIUSEPPE LAMI

Der Monat Juli war so heiß, dass bereits vor dem letzten Julitag für 2023 klar war: So hohe monatliche Durchschnittstemperaturen gab es seit Beginn der Aufzeichnungen nicht. Nun sind die Zahlen fix. Der Klimawandeldienst des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus, der bereits Rekordwerte ankündigte, meldet, dass es im Juli 2023 im Mittel 16,95 Grad Celsius warm war. Das sind schätzungsweise 1,5 Grad mehr als der Schnitt der Jahre 1850 bis 1900.

Weitere Zahlen zur Einordnung in die jüngere Vergangenheit: Dieser Monat war um 0,72 Grad wärmer als der Durchschnitts-Juliwert der Jahre 1991 bis 2020. Den vorangegangenen Maximalwert, der im Juli 2019 gemessen wurde, übersteigt der diesjährige Sommermonat um 0,33 Grad.

Die Grafik zeigt die mittlere Julitemperatur der Jahre 1940 bis 2023.

Von den Problemen, die damit einhergehen, zeugen die Hitzewellen der nördlichen Hemisphäre. Zu den Hotspots gehörten auch Südeuropa und der gesamte Mittelmeerraum. Doch auch südlich des Äquators war es deutlich wärmer als sonst zu dieser Jahreszeit, beispielsweise in mehreren südamerikanischen Ländern und in der Antarktis.

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APA

Schwerwiegende Folgen

"Diese Rekorde haben schwerwiegende Folgen, sowohl für die Menschen als auch für den Planeten, die immer häufigeren und intensiveren Extremereignissen ausgesetzt sind", sagt Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus-Klimawandeldiensts. Zwar seien nur für diesen Monat 1,5 Grad mehr als das vorindustrielle Niveau gemessen worden, diese Marke werde also nur vorübergehend erreicht. Dennoch zeige sich "die Dringlichkeit ehrgeiziger Anstrengungen zur Verringerung der globalen Treibhausgasemissionen, die der Hauptgrund für diese Rekorde sind".

Dass die Werte für die übliche Fluktuation nicht typisch sind und damit den menschlichen Einfluss auf die Klimaerwärmung unterstreichen, dürfte den meisten klar sein. Betrachtet man die bisherigen globalen Temperaturen für das Jahr 2023 von Jänner bis Juli, übertreffen sie das Mittel der Jahre 1991 bis 2020 um 0,43 Grad. Noch höher lag dieser Wert für diese Monate 2016 (0,49 Grad) und 2020 (0,48 Grad).

Allerdings dürfte sich der Unterschied zwischen dem besonders heißen Jahr 2016 und 2023 bis zum Jahresende verringern, teilt Copernicus in einer Aussendung mit. Denn während das Wetterphänomen El Niño Ende 2016 bereits am Abklingen und die Temperaturen eher niedrig waren, beginnt der El-Niño-Zyklus gerade wieder, was mit höheren weltweiten Durchschnittstemperaturen einhergeht. Regional kann es dennoch kühler sein, Europa ist etwa kaum von den Auswirkungen von El Niño betroffen.

Warme Ozeane

Nicht nur die Lufttemperatur weist auf die globale Erhitzung hin: Auch die Oberfläche der Meere war viel wärmer als sonst. Im Juli lagen die Messungen weltweit um 0,51 Grad über dem Durchschnittswert von 1991 bis 2020. Im Nordatlantik war es sogar um mehr als ein Grad wärmer. Diese neuen Höchstwerte kamen zustande, nachdem es bereits ab April in den Meeren ungewöhnlich warm geworden war. Folglich kam es zu marinen Hitzewellen – im Mittelmeer, in der Karibik und im Bereich südlich von Grönland.

Graphen zeigen den Jahresverlauf der Meerestemperaturen, am 31. Juli 2023 erreicht der rote Graph für 2023 einen Höchstwert, der deutlich über den anderen Kurven liegt.
Die Oberflächentemperaturen der Meere im weltweiten Durchschnitt pro Monat, verglichen mit dem bisher besonders warmen Jahr 2016 und den Durchschnittswerten der vergangenen Jahrzehnte.
C3S/ECMWF

Das Eis der Meere wiederum war auf einem Minimalwert: In der Antarktis lag die Ausdehnung des Meereises im Juli um 15 Prozent unter dem Monatsdurchschnitt – die niedrigste Ausdehnung im Juli seit Beginn der Satellitenbeobachtungen. In der Arktis lag der Wert insgesamt etwas unter dem Durchschnitt und war damit wenigstens weit vom Rekordminimum im Juli 2020 entfernt. In einer Region gab es sogar überdurchschnittlich viel Meereis, nämlich nördlich der nordsibirischen Küste.

Regionale Unterschiede

Regionale Unterschiede werden auch deutlich, wenn man sich die Niederschläge des vergangenen Juli ansieht. Der Monat war nasser als im Durchschnitt – zumindest in weiten Teilen Nordeuropas sowie von der Ukraine bis zum Nordwesten Russlands. Überdurchschnittlich trocken war es hingegen im Mittelmeerraum, deutliche Anomalien gab es in Italien und in Südosteuropa. Außerhalb des Kontinents zählen nordöstliche Gebiete in Nordamerika, China und Australien sowie Chile, Afghanistan und Pakistan zu den Regionen, in denen es im Juli eher feuchter als sonst war. Zu besonderer Trockenheit kam es hingegen etwa in Mexiko und im Süden der USA, in Südostasien, Südbrasilien und Paraguay.

Die Animation veranschaulicht den Temperaturanstieg für verschiedene Länder und Regionen von 1880 bis 2021.

Zahlreiche wissenschaftliche Analysen stellen trotz regionaler Unterschiede klar: Im Zuge der Klimakrise wird es global immer wärmer, und das Risiko für Extremereignisse steigt. Dazu gehören Hitzewellen und Dürren, aber auch Starkregenereignisse und Überschwemmungen, wie sie in den vergangenen Tagen auch in Teilen Österreichs auftraten.

Für Österreich zählt der vergangene Juli ebenfalls zu den wärmsten der 257-jährigen Messgeschichte. "In der vorläufigen Auswertung liegt der Juli 2023 im Tiefland Österreichs um 1,4 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 1,3 Grad", wurde der Klimaforscher Alexander Orlik von der Geosphere Austria (vormals Zamg) in einer Aussendung zitiert. Damit käme der Juli 2023 im Tiefland auf Platz 9 der höchsten Julitemperaturen. In den Bergen, wo seit 173 Jahren Temperaturen gemessen werden, ist es der 12. Platz. In Bludenz in Vorarlberg wurde in diesem Jahr am 11. Juli mit 37,7 Grad der höchste Wert vom Thermometer abgelesen. (sic, 8.8.2023)