Dass die Pubertät nicht die angenehmste Zeit im Leben eines jungen Menschen darstellt, ist kein Geheimnis. Körperliche Veränderungen und seelisches Ungleichgewicht sind in diesem Übergangsalter allgegenwärtig und können einen hohen Leidensdruck erzeugen. Auch so mancher Elternteil erkennt sein bis dato unkompliziertes Kind kaum wieder und fühlt sich durch die veränderten Verhaltensweisen, einen rüden Umgangston und das wenig soziale Auftreten des Nachwuchses ratlos.

Mutter und jugendlicher Sohn stehen auf einer Wiese und streiten sich, er hält ein Skateboard hinter dem Kopf
Streit mit dem Nachwuchs kann in dieser Phase an der Tagesordnung stehen.
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Wenn die Pubertät voll zuschlägt

Wie Teenager die Pubertät erleben und wie sie mit dieser turbulenten Zeit agieren, kann von Fall zu Fall natürlich verschieden sein. Während sich die einen sehr wortkarg und distanziert geben und nur noch das Notwendigste mit ihren Eltern sprechen, gehen andere vollkommen auf Konfrontationskurs und führen tägliche Auseinandersetzungen mit den übrigen Familienmitgliedern. Sich zu verschließen, die Eltern zu belügen oder bei jeder Gelegenheit laut zu werden können Reaktionen darauf sein, dass sich der junge Mensch in seiner eigenen Haut höchst unwohl fühlt. Der Freundeskreis wird häufig der Familie vorgezogen, das Interesse an schulischen Belangen schwindet nicht selten gänzlich, und manche Eltern machen sich Sorgen, weil sie merken, dass Alkohol, Zigaretten und vielleicht auch Drogen plötzlich eine starke Faszination auf ihr Kind ausüben. Manche Jugendlichen haben einen großen Freiheitsdrang und wollen am liebsten das ganze Wochenende um die Häuser ziehen, während andere sich eher isolieren, Gleichaltrige meiden und sich in ihrem Zimmer einigeln. Auch erste sexuelle Erfahrungen, die vielleicht verunsichern, können bei den einen für Turbulenzen sorgen, während andere darunter leiden, beim anderen oder eigenen Geschlecht nicht so gut anzukommen, wie sie gerne möchten.

Für Eltern kann es sehr herausfordernd sein, zu ihrem pubertierenden Sohn oder ihrer heranwachsenden Tochter noch einen guten Draht zu finden, selbst wenn die Beziehung vor dem Eintreten der Pubertät eigentlich harmonisch war und man eine gute Gesprächsbasis hatte. Überforderung kann sich einstellen, wenn Mutter und Vater gar nicht mehr wissen, wie sie mit dem eigenen Kind nun umgehen sollen, dessen Verhalten Anlass zur Sorge gibt. Ein rebellierendes, renitentes Kind in dieser Phase erziehen zu wollen kommt aber zu spät, wie der inzwischen verstorbene Familientherapeut Jesper Juul festhielt. Eltern seien ihm zufolge gut beraten, als eine Art "Sparringspartner" dem pubertierenden Nachwuchs Widerstand zu leisten und gleichzeitig wenig Schaden anzurichten. Vertrauen anstatt ständiger Sorge um das Kind sei geboten, Kontrollversuche hätten eher einen gegenteiligen Effekt.

Einzig darüber, dass diese Zeit häufig als sehr anstrengend erlebt wird, sind sich Eltern und Kinder oftmals insgeheim einig. Doch im Idealfall sitzt man Jahre später gemeinsam an einem Tisch und kann über die üblen Eskapaden aus der Teenager-Zeit gemeinsam schmunzeln.

Wie haben Sie diese Phase erlebt?

Wie sah das Pubertätsverhalten Ihres Kindes aus – und wie sind Sie damit umgegangen? Was war das gefühlt Schlimmste, das Ihr Nachwuchs in dieser Phase getan hat und wie stehen Sie heute dazu? Welche Erinnerungen haben Sie noch an Ihre eigene Pubertät? Teilen Sie Ihre Anekdoten und gerne auch Tipps für den Umgang mit Pubertierenden mit der STANDARD-Community! (Daniela Herger, 9.8.2023)