In Kärnten und der Steiermark kämpften in den vergangenen Tagen zigtausend Freiwillige gegen das Hochwasser und die Schäden, die es anrichtete. In diesen Regionen ist von Betroffenen immer wieder eines zu hören gewesen: So kann das nicht weitergehen! Gemeint waren die Wetterextreme, erst Dürre bis in den Frühsommer, dann die Starkregenereignisse mit Überschwemmungen.

Besetzt die falschen Themen: Kanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer.
APA/GEORG HOCHMUTH

Die Ursache dafür ist in den Überschwemmungsgebieten klar: der menschengemachte Klimawandel. Das bekam auch der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) bei seinen Besuchen in den betroffenen Regionen zu spüren: Er wurde gefragt, was er gegen die Bodenversiegelung zu machen gedenke, wie es um sein Engagement für den Klimaschutz stehe.

Mehr Extremwetterereignisse

Drexler beschränkte sich in seinen Antworten auf die Umsetzungen in der Steiermark. Kein Wunder, denn von der Bundespartei, geschweige denn von Parteichef und Bundeskanzler Karl Nehammer kann er sich hier keine Verstärkung erwarten.

Nicht nur die von den Unwettern betroffenen Menschen hätte interessiert, welche Visionen der Kanzler hat, um dieses Land vor ähnlichen Katastrophen zu schützen. Doch Nehammer verschwand anscheinend in einer Versenkung. Vermutlich mit dem unguten Gefühl, in den vergangenen Wochen die falschen Themen besetzt zu haben.

Nehammer ist gegen ein Verbrennerverbot im Autoland Österreich, für ein sinnloses Festschreiben von Bargeld in der Verfassung und dafür, dass niemand ein schlechtes Gewissen haben soll, wenn er ein Schnitzel isst. Das ist seine Normalität, für die er sich medienwirksam starkmacht. Klimapolitik? Fehlanzeige.

Die Realitäten im Land sehen aber anders aus. Menschen verlieren ihr Hab und Gut, Freiwillige müssen bei der Rettung und dem Aufbau helfen, Spendenaktionen sorgen für rasche Hilfe der Betroffenen. Eine Aussicht darauf, dass sich das in nächster Zukunft ändert, gibt es nicht. Das Autoland wird Vollgas gegen die Klimawand gesteuert. Die Extremwetterereignisse werden mehr. Mit dem Land schwimmen Nehammer die Wählerinnen und Wähler davon – und vielleicht auch bald die Landeshauptleute, die sich vor Ort der Realität stellen.

Falsche Themen

Es sind die Landwirte, Weinbauern, Waldbesitzer, die dieser Tage große Verluste erlitten haben. Neben den Unternehmern ist das die Stammklientel der ÖVP, die erkennen muss, dass ihre Bundespartei falschen Themen nachrennt, wenn sie nur nach FPÖ-Stimmen giert.

Am Mittwoch schickt der Kanzler aus, dass niemand im Stich gelassen werde, der Katastrophenfonds aufgestockt werde, "wenn es notwendig ist". Es ist notwendig, und es wird noch oft notwendig sein, wenn sich die Regierung nicht bald und entschlossen dem Kampf gegen die Klimakrise stellt.

Wie bewältigen wir den Klimawandel? Wie stoppen wir die Bodenversiegelung? Das sind die Themen, denen sich der Bundeskanzler nicht erst nach diesem Wochenende widmen müsste. Das weiß auch Drexler, der sich gerade sehr schwer damit zu tun scheint, die Politik seines Kanzlers schönzureden.

Es stimmt schon: Niemand will Nehammer während einer Unwetterkatastrophe am Ort des Geschehens in Gummistiefeln herumsteigen sehen. Andererseits würde er dort endlich zu hören bekommen, was den Menschen heutzutage wirklich Sorgen bereitet. (Guido Gluschitsch, 9.8.2023)