Baustelle
Auch in Wien macht sich die Betonierlust bemerkbar, hier etwa eine Baustelle in der Berresgasse.
Putschögl

Das offenkundige Staats- und Nationalziel Österreichs ist es, die 83.878 Quadratkilometer Landesfläche so komplett zu versiegeln, dass lediglich ein Spitzerl Großglockner herausschaut und die Donau nur noch durch ein zehn Meter großes Guckloch in einer flächendeckenden Überplattung besichtigt werden kann (wegen des Naturgenusses warat’s). In der Bundesverfassung steht das Ziel zwar noch nicht, aber bei jeder Überlandfahrt merkt man in kürzester Zeit, dass daran gearbeitet wird.

Und zwar heftig, und in Übereinstimmung von Bund, Ländern und Gemeinden. Die Betonierlust im Wien entspricht der Asphaltierlust in Niederösterreich und vice versa. Schwarz, Rot und Blau besitzen alle ein Riesenherz für harte Bodenbeläge, die Pinken haben nichts zu sagen, die Grünen meckern folgenlos ein wenig herum. Alles geht weiter wie gehabt.

Geheimer Zukunftsplan

Leider ist Österreich zu klein, um ewig weiterversiegelt zu werden. Daher arbeiten Versiegelungsprofiteure an einem geheimen Zukunftsplan, Arbeitstitel Österreich Zwei. Sobald Österreich vollversiegelt ist, wird es in einer zweiten Ausbauphase mit einer 83.878 Quadratkilometer großen Betonplatte überdacht, die auf 25 Meter hohen Stelzen ruht, ebenfalls aus Beton.

Der Riesenvorteil: Dank der Verdoppelung der Landesfläche können alle Baukonzerne doppelt so viele Straßen bauen, die Lebensmittelkonzerne doppelt so viele Parkplätze, die Immobilienentwickler doppelt so viele Immobilien, und Gemeindeoberhäupter lukrieren das doppelte Körberlgeld, wenn sie in Österreich Zwei Chaletdörfer errichten oder Sonnenweiher einlassen. Das Geld fließt in Strömen, und fürs Volk gibt’s eine paradiesische Platte obendrein bzw. oben drauf.

Finale Versiegelung

Damit flott was weitergeht, sollte man die finale Versiegelung von Jetzt-Österreich (künftig unter dem Namen "Parterre-Österreich" unter Österreich Zwei gelegen) kräftig intensivieren. Vorab mit einer großen PR-Aktion: Kreisverkehrbauen für Anfänger, Mischmaschinenrennen in Spielberg und eine neue ORF-Gameshow.

Wer am großzügigsten Beton und Asphalt in die Landschaft geklotzt hat, dem winkt in ÖSDSV – Österreich sucht den Superversiegler ein Goldener Alfred als Siegespreis. Trostpreis für jene, die es nur auf die Plätze geschafft haben: eine Woche Ferien an einem österreichischen Foliensee ihrer Wahl. Ist ja auch sehr reizvoll.( Christoph Winder, 11.8.2023)