Urlaubsfotos
Urlaubsfotos zeigen - ja oder nein?
Getty Images/iStockphoto

Pro

In analogen Zeiten existierte ein simpler Stresstest für Freundschaften: der Dia-Abend. Überlebten Gäste stundenlanges Starren auf Lichtbilder von Sonnenuntergängen, überlebte oft auch die Verbundenheit zum bildgewalttätigen Gastgeber mit der Stativleinwand. Ich setzte in bunter Vorzeit also ganz bewusst auf die negative Wirkung des Diapositivs.

Fallen euch bei meinen 100 schönsten Architekturdetails aus Aachen eh nicht die müden Äuglein zu? Und wollt ihr sicher nicht noch den zweiten, spannenderen Teil der Kreuzfahrt auf offener See sehen? Wer nach Stunden der bebilderten Tortur noch auf meiner Couch saß, konnte nur aus einem Grund geblieben sein: um auch Freund zu bleiben.

Diavorträgerinnen und -träger von heute haben es da ungleich schwerer, die Qualität von Freundschaften zu beurteilen. Sie verschießen ihr ganzes Pulver außerhalb eines autoritär geführten Wohnzimmers auf Instagram. Und wer die Urlaubsfotos seiner Freunde in Wirklichkeit gar nicht leiden kann, likt sie einfach wie ein Opportunist. (RONDO, Sascha Aumüller, 22.8.2023)

Kontra

Es ist jedes Mal dasselbe Spiel. Komme ich aus dem Urlaub zurück und zücke mein Handy – vollgepackt mit Bildmaterial –, sagt mein Vater: "Das ist so klein, zeig es mir am Fernseher." Also wandern wir ins Wohnzimmer, ich verbinde die Geräte, beginne detailliert zu erzählen, und wenige Minuten später ... schläft mein Vater.

Zwar hege ich den Verdacht, dass der Vorschlag ohnehin nur ein Vorwand für ein Nickerchen ist, aber ich kann es ihm auch nicht verübeln. Die ausgedehnte Präsentation aller Fotos interessiert letztlich nur diejenigen, die selbst dabei waren.

Das versuche ich uns nun zu ersparen. Wenn ich auf Reisen bin (und ausschließlich dann), kann man praktisch jeden meiner Schritte auf Instagram verfolgen. Noch Wochen später fragen Freunde und Kolleginnen: "Hey, wie war es eigentlich in Mallorca?" Und dann kann ich Fotohighlights wie Ziegen und Snacks vorzeigen. Auch meine Eltern bekommen laufend Updates aufs Handy. Die Herzen und Daumen als Reaktion sind mir dann doch lieber als leises Schnarchen – und ihnen auch, glaube ich. (RONDO, Davina Brunnbauer, 22.8.2023)